WhatsApp – Fluch oder Segen?

Infolge der Corona-bedingten Beschränkungen der persönlichen Kontakte haben die elektronischen Medien wesentlich an Bedeutung gewonnen und wurden intensiver genutzt als zuvor. Dadurch haben sich aber auch neue Problemstellungen ergeben.
In der Vergangenheit beschränkten sich meine eigenen Erfahrungen mit social media auf WhatsApp. Während der Krise habe ich zusätzlich verschiedene Formen von Bild-Telefon-Konferenzen wie Skype, Zoom o.dgl. kennen und schätzen gelernt, die aber nur einen schwachen Ersatz für persönliche Treffen darstellen und meines Wissens für spontanen Meinungsaustausch nicht geeignet sind. Daher halte ich WhatsApp weiterhin für die sinnvollste Ergänzung unserer internen Kommunikationsstrukturen – vorausgesetzt, dass sich alle Benutzer einer Gruppe auf einen gemeinsamen 'WhatsApp-Comment' einigen.
Der Vorteil dieses Apps gegenüber von Telefonaten besteht meines Erachtens darin, dass man eine Gruppe von Teilnehmern definieren und alle gleichzeitig mit Informationen erreichen kann. Das ginge zwar auch mittels E-Mail, allerdings beantworten scheinbar viele Benutzer die Mails nicht sofort mit dem Smart-Phone, sondern erst zeitversetzt vom Computer aus, was einen raschen Informations- oder Meinungsaustausch erschwert. Auf WhatsApp-Nachrichten wird dagegen meist sofort (oder gar nicht) reagiert. Der größte Nachteil dieser Kommunikationsform ist hingegen nach meiner Erfahrung sowohl im privaten Familien- und Freundeskreis, wie auch im Verbindungsgebrauch, die niedrige Hemmschwelle zur inflationären, fast kettenbriefartigen Verbreitung von nur teilweise witzigen, oft aber ziemlich blödsinnigen Bildern, Kommentaren und Videos, die aus dem Internet gestreamt oder einfach gedankenlos weitergeleitet werden.
Die unterschiedlichen Möglichkeiten dieses Mediums sprechen zwei grundverschiedene Gruppen von Benutzern an: Jene, die primär an individuellen Mitteilungen der Corporation bzw. einzelner Bundesbrüder innerhalb einer geschlossenen Verbindungsgruppe interessiert sind und andere, die vorwiegend allgemeine Inhalte wie z.B. Fotos, Hinweise auf Zeitungsartikel, etc. oder vermeintlich 'unterhaltsame' Botschaften austauschen wollen, welche für einen größeren, über die eigene Verbindung hinausgehenden Teilnehmerkreis bestimmt sind. Die Vereinigung dieser beiden Sphären in einer Gruppe führt leider unweigerlich entweder zu Spannungen in der Gruppe oder zum Austritt von einzelnen Mitgliedern.
Eine Lösung für dieses Dilemma könnte meines Erachtens nur in einer klaren Definition des Gruppenzwecks – verbunden mit der Einhaltung eines 'WhatsApp-Comments' durch die Gruppenmitglieder – sein. Allerdings steht eine derart formelle Regelung wohl im Widerspruch zum üblichen lockeren Gebrauch dieses Mediums. Daher empfehle ich allen Usern eine gewisse freiwillige Selbstbeschränkung im Interesse der Gemeinschaft. Es wäre schön, wenn Nachrichten über das Verbindungsleben oder damit irgendwie zusammenhängende Themen dominieren und Postings von Scherzen aller Art – ebenso wie die Verbreitung unzähliger privater Fotos – die Ausnahme darstellen. Wichtige und vertrauliche Nachrichten sollten aber ohnedies nur mittels E-Mail ausgetauscht werden, weil sich dieses Medium wesentlich besser dafür eignet Informationen strukturiert abzuarbeiten und zu archivieren.
Die Kommunikation über WhatsApp erscheint mir auch außerhalb von Krisenzeiten eine gute Ergänzung zu sein, um als Verbindung mit den Bundesbrüdern in Kontakt zu bleiben. Solltest du bisher noch keine derartigen Botschaften von uns erhalten haben, liegt es vermutlich daran, dass wir deine aktuelle Telefonnummer nicht kennen oder du das App bei dir noch nicht installiert hast. Wir freuen uns, wenn du dich bei uns meldest und wir auch dich in die Gruppe deiner jeweiligen Verbindung aufnehmen können.

Text: DDr.cer. Raffael

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zuletzt geändert: 12.05.2020 um 15.17 Uhr