Nummer 3/2022
100. Todestag von Kaiser Karl I. bzw. König Karl IV.

Aus Anlass des 100. Todestages gedenken wir des Namenspatrons der K.Ö.L. Carolina und des Schutzpatrons des Akademischen Bundes Katholisch österreichischer Landsmannschaften.


Kaiser Karl-Statue am Monte auf Madeira, Bild: DDr.cer. Raffael

Erzherzog Karl Habsburg-Lothringen wurde am 17. August 1887 auf Schloss Persenbeug in Niederösterreich geboren. Sein Vater war Erzherzog Otto, ein Neffe Kaiser Franz Josefs. Von einer 'Thronfolge' war er noch weit entfernt! Dann starb Kronprinz Rudolf, sein Vater Otto 1906 und Franz Ferdinand wurde 1914 in Sarajevo ermordet was, schlussendlich, zum Ersten Weltkrieg führte. Nun war Erzherzog Karl mit einem Mal Kronprinz.

Karl absolvierte zuvor seine Schulzeit zeitweise im Wiener Schottengymnasium und erhielt umfangreichen Privatunterricht. Er erhielt Unterricht und Vorträge von Professoren der beiden Universitäten, der deutschen und der tschechischen in Prag, in kanonischem Recht, Zivilrecht und Nationalökonomie. Er lernte bzw. verstand neben Deutsch und Latein die französische, ungarische und tschechische Sprache. Neben Reisen durch alle Teile der Monarchie lernte er auch Deutschland und England kennen. Schon frühzeitig kam er zum Militär und war in Böhmen und Galizien als Kavallerist in Garnison. Die Behauptung, dass Erzherzog Karl als Thronfolger zu wenig Bildung hatte bzw. schlecht ausgebildet war, verbreiteten seine zahlreichen Feinde, die sich vor allem an seiner Frömmigkeit und praktizierten Nächstenliebe stießen, die der Beweggrund für seine Handlungen waren. So 'verscherzte' er es sich beispielsweise mit der Geistlichkeit, die er anhielt, in Frontnähe und nicht nur zu Sonn- und Feiertagen Messen zu lesen, und mit einem Teil des Offizierskorps, weil er das, ohnedies bestehende Duellverbot, rigoros durchsetzen wollte und Strafen an Soldaten verbot!

Am 21. November 1916 starb Kaiser Franz Josef mit 86 Jahren im 68. Jahr seiner Regierung. Mitten im Ersten Weltkrieg, den Karl mit der Kaiserbürde erbte. Heinz v. Lichem schreibt in seinem Buch 'Karl I. Ein Kaiser sucht den Frieden': 'Als Kaiser Karl gegen Jahresende 1916 die Regierung antrat, tobte der erste Weltkrieg, waren schon Millionen Menschen gefallen. Die Chancen Österreich-Ungarns und des mit ihm verbündeten kaiserlichen Deutschlands standen objektiv militärisch gut: dennoch bemühte sich ein junger Mann, der an sich nie als Kaiser vorgesehen war, Frieden zu schaffen. Was für eine Leistung, was für ein moralisches Vorbild und welch Tragik, dass sowohl seine Verbündeten als auch seine Feinde nicht Frieden, sondern Krieg und noch mehr Krieg wünschten.'

Er verbrachte die meiste Zeit an der Front, zum Unterschied von den gekrönten 'Oberhäuptern' der Verbündeten und erlebte so die Gräuel des Krieges unmittelbar. Auch als Kaiser fand man ihn stets an der vordersten Linie bei seinen Soldaten. Baron Anton von Lehár, ein hoher Offizier, von dem später noch berichtet wird, bemerkt in seinen Erinnerungen, dass Kaiser Karl persönlich großen Mut und Fürsorge für seine Untergebenen hatte. Er musste ihm z.B. an der Frontlinie bei Isera mit aller Energie drängen, in Deckung zu gehen. Erst als die feindliche Artillerie das Feuer eröffnet hatte und Lehár bemerkte, er würde auch die Soldaten in Gefahr bringen, konnte er ihn bewegen, in Deckung zu gehen. All diese Erlebnisse unmittelbar an der Front bestärkten Kaiser Karl, unbedingt den Frieden zu suchen.

Auch die Zivilbevölkerung musste im Kriegsverlauf immer mehr leiden. Kaiser Karl setzte viele soziale Maßnahmen, konnte aber, vor allem den Lebensmittelmangel, nicht lindern. Seine Friedensbemühungen und die seiner Gattin Zita schlugen, oft auf abenteuerlichste Weise, fehl. Bekannt ist vor allem die Sixtus-Affäre im April 1918. Absolute Kriegsmüdigkeit und der Zerfall des Vielvölkerstaates Österreich in viele Nationalstaaten war trotz des Völkermanifestes von Kaiser Karl am 16. Oktober 1918 nicht mehr aufzuhalten! Selbst die Aufkündigung des Kriegsbündnisses mit dem deutschen Kaiser am 26. Oktober 1918 und die Sonderfriedensangebote Österreichs konnten nichts mehr bewirken. Kaiser Karl verhandelte mit seinem Kabinett und der deutsch-österreichischen Regierung am 10. November 1918 auf eine Abdankung und ein Thronverzicht hin. Dies kam für Karl jedoch nicht infrage, lediglich ein Verzicht auf die Führung der Staatsgeschäfte bis zum Volksentscheid über die Staatsform konnte erreicht werden. Ein sprechendes Manifest wurde unterzeichnet, was am 12. November kein Hindernis war, die Republik Deutsch-Österreich und den Anschluss an Deutschland auszurufen.

Am Abend des 11. Novembers verabschiedete sich die kaiserliche Familie von den letzten Getreuen in Schönbrunn, betete noch in der Schlosskapelle und begab sich in das Jagdschloss Eckartsau, einem kaiserlichen Privatbesitz, wo man bis 23. März 1919 blieb. Nicht nur die deutsch-österreichische Regierung drängte Karl zur Abdankung. Karl Renner selbst fuhr im Jänner nach Eckartsau um ihn zur Abdankung zu bewegen, wurde jedoch vom Kaiser nicht empfangen. Auch ungarische Delegationen erreichten keine Abdankung des Königs, sondern nur einen vorläufigen Verzicht auf die Amtsgeschäfte. Die Regierung Renner beschloss nun die 'Kaiser-Frage' zu lösen. Kaiser und Kaiserin durften, wenn sie und ihre Nachkommen auf alle ihre Rechte verzichten, als einfache Bürger im Land bleiben und Vermögen behalten. Wenn nicht, müssten sie ins Exil!

Viele Gründe gab es für diese Entscheidung, unter anderem die, dass ein 'Kaiser' im Land und der Anschluss an Deutschland nicht möglich wäre. Verhandlungen mit der Schweiz als Exilland führten nach langen Problemen zum Erfolg. Unter englischem Schutz sollte nun die Ausreise aus Österreich organisiert werden. Der Abreisetag, der 23. März 1919 wurde zu einem historischen Ereignis. Am Vormittag wurde in der Schlosskirche eine Abschiedsmesse gefeiert, bei der Sohn Otto ministriert. Zum Abschluss wurde das letzte Mal die Volkshymne 'Gott erhalte, Gott beschütze' vor einem österreichischen Kaiser gespielt. Am Nachmittag traf der Sonderzug in Kopfstetten, einer kleinen Bahnstation nahe Eckartsau ein. Den Bahnhof und ein paar Meter Schienen gibt es heute noch. Augenzeugen bezeichneten den Abschied von hunderten Bekannten und Bediensteten als 'herzzerreißend'. Der Kaiser trug eine graue Feldmarschall Uniform, er verabschiedete sich als österreichischer Soldat. Am 24. März 1919 fuhr der Zug über Innsbruck und Feldkirch. Dort unterschrieb der Kaiser ein Manifest in dem er das, was die provisorische und konstituierende Nationalversammlung seit dem 11. November 1918 für ihn und das Haus Habsburg beschlossen hat, für null und nichtig erklärte. Um 3:40 Uhr passierte der Zug die österreichisch-schweizerische Grenze.

Der Aufenthalt in der Schweiz war mit zahllosen Bedingungen verbunden. Besonders die Enthaltung von politischen Tätigkeiten wird noch zu Problemen führen! Der erste Aufenthalt war auf Schloss Wartegg, ein Besitz der Herzogin von Parma, der Großmutter Zitas. Diese Villa war 'randvoll' mit unterkunftssuchenden Verwandten, sodass ein längerer Aufenthalt nicht möglich war. So übersiedelte die Familie nach Prangins am Genfer See, wo Karl eine rege politische Tätigkeit entfaltete. Im Übrigen konnte Karl, ohne seine kaiserlichen Pflichten, sich ganz seiner großen Familie widmen.

Die Lage in Ungarn war, nach dem Ende des 1. Weltkrieges, völlig verworren und chaotisch. Die Zustände zu schildern würde ein eigenes Buch füllen – und sie tun es auch in mehreren Werken! Im Zusammenhang mit Kaiser Karl I, als König Karl IV in Ungarn, nur einige Punkte, auch – viele Jahrzehnte später - mit selbst Erlebtem! Zum territorialem Chaos, auf das hier nicht eingegangen werden kann, kam das politische. Zunächst bildete sich eine ungarische Volksrepublik, deren provisorischer Präsident Michail Karolyi am 21. März 919 zurücktrat. Der Kommunist Béla Kun übernahm mit einer roten Räterepublik die Macht mit einer Schreckensherrschaft, die von Mord und Terror gekennzeichnet war. Dieses Regime brach nach etwa vier Monaten rasch zusammen. In Arad, Szeged und Wien bildeten sich drei strategische Punkte der Gegenrevolution. In Budapest stand an der Spitze Baron Siegmund Perényi. Am 5. Juni 1919 übernahm Horthy das 'Kriegsministerium' der Gegenrevolution und baute eine Armee auf.

An der Westgrenze Ungarns wurde durch das Wiener Komitee eine Erhebung unterstützt. Oberst Lehár sammelte nationale Truppen und erhielt Zuzug aus Graz und der Steiermark! Am 15. Juli übernahm Horthy das Oberkommando über die nationalen ungarischen Streitkräfte. Im Konflikt um Deutsch-Westungarn, im Wesentlichen das heutige Burgenland, hatte Oberst Lehár schon Truppen gegen Österreich bereitgestellt. Dieses Vorhaben wurde von der ungarischen Regierung strengstens untersagt. Lehár war halt ein durch und durch ungarischer Patriot, allerdings ein königstreuer! Am 16. November 1919 zog Horthy an der Spitze seiner nationalen Armee in Budapest ein. Am 28.2.1920 wählte die Nationalversammlung Admiral Nikolaus von Horthy als Reichsverweser zur Staatsspitze. Das heißt de jure: Ungarn ist nach wie vor ein Königreich und der Reichsverweser vertritt den König, bis dieser selbst wieder die Macht übernimmt.

Wer war nun dieser Admiral von Horthy? Ein exzellenter k.u.k Marineoffizier, verwundet bei der Seeschlacht von Otranto im Mai 1917, ausgezeichnet mit dem Maria Theresia-Orden und am 27. Februar 1918 von Kaiser bzw. König Karl zum Konteradmiral und Kommandanten der österreichisch-ungarischen Flotte ernannt. Im Ernennungsdekret heißt es einleitend: 'Mein besonderes Vertrauen hat den Konteradmiral Nikolaus Horthy de Nagybanya auf dem Posten des Flottenkommandanten berufen …'. Dieses Vertrauen endete 1921!

Um das Scheitern der zwei Restaurationsversuche zu verstehen, muss man unter anderem wissen, dass Horthy auf den 'Geschmack der Macht' gekommen war. Man berichtet, dass er eine eigene Dynastie errichten wollte, baute seinen Sohn schon dafür auf und errichtete ein autoritäres Regime. Sein Sohn starb allerdings 1942 bei einem Flugzeugabsturz an der Ostfront. Am 20.11.1940 trat Horthy mit Ungarn dem Dreimächtepakt der Achsenmächte bei und damit in den 2. Weltkrieg. Er war ein großer Bewunderer Hitlers. Am 15. Oktober 1944 nahm Horthy Waffenstillstandsverhandlungen mit der Roten Armee auf, wurde einen Tag später von SS-Truppen gestürzt und in Bayern interniert. Die faschistische Pfeilkreuzlerpartei unter Ferenc Szalasi übernahm die Regierung. Am 1. Mai 1945 wurde Horthy von der US-Armee befreit und ging letztendlich ins Exil nach Portugal. Er starb am 9. Februar 1957 in Estoril, 1993 wurden seine sterblichen Überreste nach Ungarn in seinen Geburtsort Kenderes überführt. Dieser Kurzbericht war erforderlich, um das Scheitern der beiden Restaurationsversuche von Kaiser bzw. König Karl annähernd zu verstehen.

Mit der Einrichtung des 'Reichsverwesers' wagte Karl, mit geheimer Rückendeckung Frankreichs und bestärkt durch einen päpstlichen Abgesandten, den 1. Restaurationsversuch in Ungarn. Horthy, der vom König anerkannte einstweilige Reichsverweser sollte Karl die Macht übergeben. Dieser fuhr per Bahn und Auto unerkannt nach Steinamanger und traf dort den Bischof und den schon bekannten Oberst Anton Lehár, den um sechs Jahre jüngeren Bruder Franz Lehárs. Ministerpräsident Teleki sollte Horthy informieren, entzog sich aber dieser Aufgabe. So betrat der König am Ostersonntag den 27. März 1921 unangemeldet das Regierungsgebäude und stand Horthy alleine gegenüber! Das Gespräch dauerte 2 Stunden – eine Audienz des Königs, bei seinem eigenen Admiral! Horthy dachte nicht an eine Übergabe an den König, schützte Rückfragen mit Frankreich vor und bat Karl zurück nach Steinamanger. Dem König blieb nur die unter britischen Schutz von Ungarn angebotene Rückreise in die Schweiz übrig. Diese war verständlich verstimmt und erlaubte nun nur noch einen Aufenthalt bis zu sechs Monaten. Während dieser Zeit fand er Zuflucht in Schloss Hartenstein.

Beim 2. Restaurationsversuch kam nun sein vertrauter, königstreuer Oberst Lehár ins Spiel. Im Jahre 1876 in Sopron/Ödenburg als Sohn eines k.u.k. Militärkapellmeister geboren, ergriff auch er die Militärlaufbahn. Wie in diesem Beitrag schon erwähnt, gab es im 1.Weltkrieg bereits Zusammentreffen mit Kaiser bzw. für ihn König Karl. Er spielte sowohl beim 1., vor allem aber beim 2 Restaurationsversuch eine führende Rolle. König Karl ernannte ihn noch, für seine Treue, zum Generalmajor. Nach dem Scheitern des 2. Restaurationsversuches flüchtete er im Oktober 1921 nach Wien und verbrachte den Rest seines Lebens in Österreich. Er verstarb vor 59 Jahren in Wien und wurde im Klosterneuburger Oberen Stadtfriedhof begraben, was sicher den meisten Klosterneuburgern unbekannt ist!

Bild: zVg von DDDr.cer. Brutus

Vom ungarischen St. Georgs-Ritterorden wurde zum Abschluss des Anton von Lehár-Jahres, anlässlich seines 145. Geburtstages, an seinem Grab am 12.11.2021 ein Gebinde niedergelegt, ebenso ein Kranz vom Landesgeschäftsführer Burgenland des Österreichischen Schwarzen Kreuzes, Obst a. D. Wolfgang Wildberger, da viele Westungarn, ab 1921 Burgenländer, bei Lehár gedient hatten. Als Klosterneuburger und 'Alt-Österreich-Historiker' durfte ich an der würdigen Feier teilnehmen. Den Grabstein ziert, neben dem Namen General LEHÁR auch der Maria Theresien-Orden, den er sich im 1. Weltkrieg erworben hatte.

Der 2. Restaurationsversuch in Ungarn stand wegen des Schweizer Ultimatums unter Zeitdruck. König Karl war es klar, dass, infolge der Haltung des 'Reichsverwesers' Horthy, eine Restaurierung nur mit Gewalt, d. h. mit königstreuen Divisionen, erfolgen kann! Ausschlaggebend für Karl aber war Papst Benedikt XV, der ihn aufforderte, 'die Restauration im Namen des apostolischen Königs von Ungarn' zu versuchen. Am 20. Oktober 1921 fuhren Karl und Zita nach Zürich zum Flughafen, wo gegen Mittag der Flug begann. Ein Unternehmen voller Pannen und Problemen begann! Das Flugzeug hatte zeitweise Motorausfall und ein Leck im Benzintank führte zu Treibstoffverlust. Man landete schlussendlich auf einem Feld in der Nähe des Gutes Dénesfa des Grafen Cziraki, der König und Königin begeistert aufnahm.

Hier sei ein 'zeitgenössischer' Einschub gestattet, den der Autor persönlich miterleben durfte. Am Landeplatz des Flugzeugs wurde zum Gedächtnis eine Kapelle errichtet. Diese kam 'in die Jahre' und so beschlossen zwei Studentenverbindungen, die KÖL 'Starhemberg', benannt nach dem Verteidiger Wiens gegen die Türken, und die KÖL 'Carolina', benannt nach Kaiser und König Karl, 2001 die Kapelle anlässlich des 80. Jahres seit der Flugzeuglandung, die Kapelle zu restaurieren. Dies geschah unter großer kirchlicher Assistenz am 20.10.2001 unter Anwesenheit Ehzg. Georgs, einem Enkel Karls und Mitführung der Bundesstandarte der KÖL.

Bild: Ks Elektra

Doch zurück zum Jahr 1921. König Karl vereidigte die Truppen in Sopron (Ödenburg) auf sich und bildete eine Regierung mit dem Parlamentspräsidenten Dr. Istvan Rakoszy. Mit der Eisenbahn setzten sich die Truppen Richtung Budapest in Bewegung, was jedoch wegen Verhandlungen, heiligen Messen an größeren Orten und Ausbesserungen aufgerissener Schienen sehr langsam vor sich ging. Einer der Kommandanten war Anton Lehár, den König Karl noch zum General ernannte. Am 23. Oktober fanden die ersten Kämpfe der Truppen statt, welche der 'Reichsverweser' gegen seinen König und seine Getreuen einsetzte! Waffenstillstandsverhandlungen zeigten, dass Horthy einen Bürgerkrieg nicht scheuen würde. Womit der Verrat und die schon erwähnte Untreue Horthys ihre Bestätigung fanden. Der König erhielt Kapitulationsbedingungen und wurde angegriffen! Seinen Truppen verbot er den weiteren Kampf, um Blutvergießen zu vermeiden. Er überredete sie zur Flucht, um der Gefangenschaft zu entgehen. Seine tief religiöse Haltung hatte ihm keine andere Wahl gelassen.

Der Reichsverweser verhaftete seinen König und seine Königin und internierte sie in der Benediktinerabtei Tihany am Plattensee. Sie wurden am 1. November 1921 den Repräsentanten der Ententemächte übergeben. Diese bestanden aus Frankreich, Großbritannien, USA und Italien und beschlossen, das Königspaar an einen 'unbekannten' Exilort zu bringen. Über ein Schiff der britischen Donauflottille wurden Karl und Zita auf den britischen Kreuzer 'Cardiff' gebracht, der sie auf die Insel Madeira, die zu Portugal gehört, in die Verbannung brachte.

Erst in Gibraltar wurden Karl und Zita informiert, dass das Ziel der Verbannung die portugiesische Insel Madeira sei. Sie kamen dort am 19.11.1921 an. Keine fünf Monate später, am 1. April 1922 ereilte Karl der Tod, er war knapp 35 Jahre alt. Besonders litt er unter der Trennung von den Kindern. Erst am 4. Februar 1922 holte er sie vom Bord eines spanischen Dampfers. Die Familie litt große Not und hatte buchstäblich NICHTS. Drei Monate nach der Ankunft in Madeira konnte Kaiser Karl nicht einmal die Miete für seine Unterkunft zahlen. Ein Portugiese erbarmte sich und stellte ihm seine Sommervilla auf einem Hügel in Funchall zur Verfügung. Zu dieser Jahreszeit herrschten dort die denkbar ungünstigsten Wetterverhältnisse. Nach den Berichten einer Kammerfrau gab es kein elektrisches Licht und nur ein einziges Wasserklosett im ganzen Haus. Es war wenig Platz trotz des allernötigsten Personals, das Heizholz war grün und rauchte furchtbar. Gewaschen wurde nur mit kaltem Wasser und Seife. Das Haus war feucht und es roch nach Moder. Die Verkehrsmittel nach Funchal waren Ochsen oder Auto, was man allerdings nicht bezahlen konnte. Zum Essen gab es fast nichts. Die Armut hatte zwei wesentliche Gründe. Die wenigen Juwelen, die mitgenommen worden waren, hatte man einem Baron Bruno Steiner, der der Gefolgschaft Karls in der Schweiz angehört hatte, anvertraut, dieser hat sie jedoch veruntreut. Die Botschafterkonferenz hat der kaiserlichen Familie eine jährliche Donation von $ 25.000 bewilligt, die die Nachfolgestaaten der Monarchie aufzubringen hätten. Allerdings hat keiner jemals gezahlt! Dessen ungeachtet nahm Kaiser Karl am Leben der Bevölkerung, die ihn sehr verehrte, großen Anteil.

Letzte Ruhestätte auf Madeira, Bild: Dr.cer. Archimedes

Den Arzt wollte man erst holen, wenn es unbedingt nötig war, denn man fürchtete die Kosten. Karl hatte Husten, hohes Fieber und schwere Atemnot, sodass Zita auf einen Arzt bestand. Von nun an schwanden die Kräfte des Kaisers von Tag zu Tag. Man gab ihm Terpentinspritzen was bewirkte, dass er Geschwülste an den Beinen und furchtbare Schmerzen bekam. Die Kaiserin, hochschwanger, wachte Tag und Nacht an seinem Bett. Wenn man die Berichte über die weitere Behandlung durch die Ärzte liest, kommt einem das kalte Grauen. Am 1. April 1922, einem Sonntag, bekam Karl immer weniger Luft, bis er langsam erstickte. Um 12:33 Uhr war der letzte Kaiser Österreich tot. Am 5. April trug ihn seine Familie zu Grabe, aufgebahrt in einem Sarg wurde er auf einem zweirädrigen Karren zur Gruft gefahren. Einige Leute des Gefolges zogen diesen, denn Pferde gab es hier nicht. Das Ziel war die Kirche Nossa Senhora do Monte. Am Abend wurde der Sarg verplombt und mit der alten österreichisch-ungarischen Flagge bedeckt!

Text: DDDr.cer. Brutus
(Der komplette und reich bebilderte Artikel ist in den Nachrichten 1/2022
des Ansichtskarten und Briefmarken Sammelvereins Meteor zu finden.)
Quellenverzeichnis:
  • Jenzsch T. (1999). Kaiser Karl I. Opfer für sein Volk. Rex Regnum Verlag
  • Ambrosi Dr. A. (2004). Kurzbiographie des Kaiser und Königs Karl. St. Pölten: Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden
  • Lichem v. H. (1996). Karl I. Ein Kaiser sucht den Frieden. Innsbruck: Tyrolia Verlag
  • Schmidt-Pauli v. E. (1936, 1942). Nikolaus v. Horthy. Hamburg, Berlin: Toth-Verlag
  • Griesser-Pecarto (1989). Zita. Die Wahrheit über Europas letzte Kaiserin. Bergisch Gladbach: Gustav Lübbe Verlag
  • Ansichtskarten und 'Fotoarchiv Altösterreich einst und heute' Prof. Fritz Chlebecek, Wien: Studentischer Archiv Verein
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 04.03.2022 um 13.12 Uhr