Nummer 1/2023
'… mutig in die Zukunft schau‘n …'

… heißt es in der vierten Strophe des vor 25 Jahren von wld. AH Erze gedichteten Bundesliedes Carolinae. Dieses Motto ist aktueller denn je und passt auch gut zur Auftakt-Veranstaltung Tegetthoffs für das neue Jahr.

Zum Jahresende wurden verschiedene Umfragen durchgeführt, wie die Bevölkerung die Aussichten für das neue Jahr 2023 beurteilt. Der Grundtenor dieser Befragungen war dem Vernehmen nach überwiegend negativ. Die seit drei Jahren andauernde Corona-Pandemie, die gerade jetzt in China wieder einen Anstieg neuer Mutationen befürchten lässt, der seit mehr als zehn Monaten währende Krieg in der Ukraine und die nicht zuletzt durch diese beiden Krisen teils massive Teuerung, die vor allem Menschen mit geringem Einkommen zu schaffen macht, sorgen für eine pessimistische Stimmungslage. Aber ist diese auch berechtigt?

Nach Meinung der meisten Experten ist die Lage in Europa und insbesondere in Österreich wesentlich besser, als es auf den ersten Blick scheint. Das bestätigt sich teilweise auch bei meinen persönlichen Beobachtungen. Allen voran dürfen wir uns darüber freuen, dass wir bei uns seit mehr als 75 Jahren in Frieden leben dürfen, auch wenn sich in dieser Zeit einige Bürgerkriege und andere bewaffnete Konflikte teilweise mehr oder weniger vor unserer Haustüre abgespielt haben bzw. gerade stattfinden. Wir können hoffen, dass dies auch in den nächsten Jahrzehnten so bleibt und unser Land nicht zum Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen wird. Die Wirtschaft durfte sich im letzten Jahr trotz fallweisen Rohstoffmangels und Engpässen bei den Lieferketten großteils über ein Wachstum freuen und auch das Tourismusgeschäft hat wieder zugelegt, wie die Nächtigungszahlen beweisen, welche beinahe schon wieder das Niveau wie vor der Pandemie erreicht haben. Für das kommende Jahr wird in allen Bereichen auf weitere Zuwächse gehofft, was den einzelnen Bürgern in Form von verstärkter Nachfrage an Arbeitskräften zu Gute kommt. Die Arbeitslosenquote hat daher einen historischen Tiefstand erreicht und in vielen Bereichen gibt es einen Arbeitskräftemangel, der in erster Linie auf die mangelnde Qualifikation der Arbeitsuchenden (insbesondere mancher Migranten) und anderseits auf die gestiegenen Ansprüche vieler Arbeitnehmer zurückzuführen ist. So wollen offenbar nur wenige aufgrund der unbequemen Arbeitszeiten in der Gastronomie arbeiten, erwarten aber ihrerseits, dass es genügend Betriebe gibt, in denen sie selbst ihre Freizeit verbringen können. Die erfolgreichen Wirte, welche nicht nach dem Bezug von (fallweise überhöhten?) Corona-Beihilfen zugesperrt haben, jammern zwar über die Kostensteigerungen, vor allem bei Energie und Personal, können sich aber nicht über mangelnde Geschäfte beklagen. Wer vor oder nach Weihnachten in ein gutbürgerliches Lokal Essen gehen wollte, wird bemerkt haben, dass man selbst für nur zwei Personen ohne Reservierung zu den üblichen Mittags- und Abendzeiten kaum einen freien Tisch findet. Und auch das Weihnachtsgeschäft im Handel war laut den Berichten der Wirtschaftskammer offenbar durchaus zufriedenstellend. So schlecht wie manche Medien behaupten, dürfte es den meisten Österreichern also gar nicht gehen. Den Beziehern niedriger Einkommen wurden die Mehrkosten durch Energiebonus und andere Sozialleistungen weitgehend abgegolten und für 2023 besteht die Hoffnung, dass sich die Energiepreise wieder entspannen, sofern die sinkenden Erzeugerpreise auch an die Konsumenten weitergegeben werden.

Eine große Herausforderung stellt natürlich weiterhin die Migration dar. Im Binnenland Österreich wurden im abgelaufenen Jahr annähernd gleich viele Asylanträge gestellt wie in den etwa sechs- bis achtmal so großen Grenzstaaten Italien und Spanien, in denen viele Zuwanderer aus Afrika tatsächlich ankommen. Auch im Kolonialstaat Frankreich wurden nur unwesentlich mehr Asylanten als bei uns registriert und im zehnmal so großen Deutschland, dessen ehemalige Bundeskanzlerin die Willkommenspolitik eingeläutet hat, haben nicht einmal doppelt so viele Einwanderer Asyl beantragt wie in Österreich. Von unseren östlichen Nachbarn ganz zu schweigen, welche auf den Balkanrouten scheinbar beide Augen zudrücken und die Schlepper zu uns durchwinken, weshalb die österreichische Regierung die Notbremse in Form eines Vetos gegen die Erweiterung des Schengenraums gezogen hat, um nicht nur die illegale Einreise, sondern vermutlich auch um den Kriminaltourismus aus Osteuropa einzudämmen. Ich schätze durchaus die politische Erfahrung von Bb Karl von Schwarzenberg vlg. Kary und verstehe, dass er sich aus seiner gesamteuropäischen Sichtweise in mehreren Interviews klar gegen dieses Veto ausgesprochen hat, aber andererseits finde ich die Haltung unserer verantwortlichen Politiker bei diesem Missverhältnis in der Aufteilung der Flüchtlinge und den bürokratischen Hürden bei deren Abschiebung im Interesse der österreichischen Bürger durchaus verständlich. Ich hoffe aber, dass die EU eine Entscheidung über eine sinnvolle Sicherung Ihrer Außengrenzen nicht auf die lange Bank schiebt und dass AH Karys Einschätzung bezüglich des bevorstehenden Zerfalls Russlands sich bald erfüllt, damit einem friedlichen, geeinten Europa nichts mehr im Wege steht.



Doch nun genug von der großen Politik, die wir als einzelne kaum beeinflussen können. Ganz anders schaut es hingegen mit dem Verbindungsleben aus, zu dem jeder einzelne Bundesbruder konkret etwas beitragen könnte und sollte. Ich habe mir die Mühe gemacht und dem eingangs erwähnten Zitat aus dem Bundeslied entsprechend einen mutigen Blick in die Sterne geworfen und mit deren Hilfe sowie einigen entliehenen Textbausteinen von Profi-Astrologinnen die Jahreshoroskope 2023 für unsere beiden Verbindungen erstellt:

K.Ö.L. Carolina, gegr. 30.4., Namenspatron geb. 17.8.
Sternzeichen: Stier, Aszendent: Löwe
Im neuen Jahr erwartet Sie manches Abenteuer, Uranus ruft zu großen Taten auf, aber Sie müssen sich erst über eigene Wünsche und Bedürfnisse klar werden. Bringen Sie notwendige Verhandlungen noch im Frühling zu Ende, dann eröffnen sich im Sommer vielversprechende neue Perspektiven. Sagen Sie bei einem lukrativen Angebot zu, aber bedingen Sie sich gewisse Entscheidungsfreiheiten aus. Mit einem aktiven Widerpart scheint dauerhaftes Glück garantiert.

K.Ö.M.L. Tegetthoff, gegr. 13.6., Namenspatron geb. 23.12.
Sternzeichen: Zwilling, Aszendent: Steinbock
2023 stehen große Umwälzungen im Raum. Zügeln Sie Ihre Verschwendungslust und behalten Sie stets Ihren Kontostand im Auge. Provokante Streitgespräche erhöhen in der Faschingszeit die Spannung. Wenn Sie bei weitreichenden Entscheidungen die Ausgewogenheit im Auge behalten, bietet Jupiter Ihnen bis zum Sommer tolle Chancen. Die Zeit ist gut für langfristige Investments. Wagen Sie daher Veränderungen und schließen Sie neue Freundschaften.

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Auch als konservative Korporationen, die stolz auf die österreichische Geschichte vor 1918 sowie auf unsere auch schon recht lange Verbindungsgeschichte sind, sollten wir bereit sein, uns den geänderten Verhältnissen der Gegenwart zu stellen. Es bedarf vielleicht einiger mutiger Schritte, aber vor allem der Unterstützung aller Mitglieder, damit das Couleurstudententum nach 50 Jahren im Haus Blechturmgasse 20 auch noch eine weitere Zukunft hat.

Doch nun zurück zur Gegenwart. Am 10. Jänner 2023 fand auf der Tegetthoffbude unser Neujahrsempfang statt, der zwar auf keine so lange Tradition wie das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Musikvereins zurückblicken kann, aber immerhin auch schon 2008, in der ersten Amtszeit von Bb Lucullus als Philistersenior, ins Leben gerufen wurde. Und wie es sich eingebürgert hat, wurde das Buffet auch diesmal wieder vom hohen Phil-x Lucullus – der (mit Unterbrechungen) mittlerweile zum vierten Mal diese Charge bekleidet – gespendet, wodurch der Ertrag aus den Spenden der Teilnehmer zur Gänze der Verbindung zu Gute kam. Leider waren etwas weniger Bundesbrüder als erwartet erschienen, um sich den Sekt und die Brötchen schmecken zu lassen, dafür durften wir einige Kartell- bzw. Bundesbrüder aus der Nachbarschaft sowie der weiteren Umgebung der Bude begrüßen, von denen manche zum ersten Mal nach längerer Zeit wieder bei uns waren, aber dennoch durchblicken ließen, dass sie künftigen Besuchen wohlwollend entgegensehen. Das gibt uns die Hoffnung, dass das im Titel dieses Beitrags zitierte Motto durchaus berechtigt ist.
Text und Bild: DDr.cer. Raffael
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 30.01.2023 um 15.25 Uhr