Nummer 2/2023
Zeiten-Wechsel

Kaum ist ein Jahr vergangen und das neue Jahr 2023 hat begonnen, endete auch schon der nächste Zeitabschnitt – das Wintersemester 2022/23 und kurz darauf ging der Fasching in die Fastenzeit über.

'Eins, zwei, drei, im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit' lautet ein bekannter Aphorismus von Wilhelm Busch. Und tatsächlich habe ich immer öfter das Gefühl, dass die Zeit wie im Fluge vergeht und wieder ein Jahr – erst recht ein Semester – verstrichen ist, ehe man sich versieht. Daher möchte ich einmal kurz innehalten und zurückblicken, welche Ereignisse im heurigen Jahr ein (halb)rundes Jubiläum feiern bzw. welche Gedenktage im Laufe des Jahres 2023 bevorstehen.

Beginnen wir die Vorschau doch mit einem Rückblick ins Jahr 1723, der Zeit als Kaiser Karl IV., der Vater der Erzherzogin Maria Theresia, die Habsburgischen Lande und das Heilige Römische Reich deutscher Nation regierte. Zu dieser Zeit war Prinz Eugen von Savoyen bereits Hofkriegsrats-Präsident, nachdem er zuvor wesentlichen Anteil an einigen gewonnen Schlachten hatte – insbesondere an der Befreiung Wiens bei der zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683 und bei der Eroberung Belgrads im Jahr 1688 (d.h. vor 340 bzw. 335 Jahren – also auch zwei kleine Jubiläen). Seine militärischen Erfolge haben ihm nicht nur Ruhm, sondern auch erheblichen Reichtum eingebracht, den er unter anderem für den Bau mehrerer Schlösser verwendete. Das vermutlich bekannteste davon ist das Obere Belvedere, dessen Bau der berühmte Barock-Baumeister Lukas von Hildebrandt 1723 – als vor 300 Jahren – nach nur zweijähriger Bauzeit fertigstellte, wodurch das prachtvolle Ensemble mit der Gartenanlage und dem einige Jahre zuvor von ihm errichteten Unteren Belvedere vollendet wurde.

Weit weniger erfreulich waren die Ereignisse des Jahres 1848. Im März forderten die Studenten die Freiheit der Presse und der Universitäten und drangen gemeinsam mit unzufriedenen Bürgern während einer Sitzung des niederösterreichischen Landtages in das Landhaus in der Herrengasse ein, wo sie ihre Forderungen vortrugen. Da im ganzen Land große Not unter der einfachen Bevölkerung herrschte, schloss sich auch die Arbeiterschaft den Demonstrationen an, welche jedoch gewaltsam niedergeschlagen wurden. In der Folge flüchtete der Staatkanzler Fürst Metternich, dessen Zensur einer der Gründe für die Proteste war, aus Angst vor einer Revolution nach England und Kaiser Ferdinand I. – von wohlwollenden Geschichtsschreibern als 'der Gütige' bezeichnet – erließ eine neue Verfassung, welche mangels Einbeziehung einer Volksvertretung allerdings nicht von allen anerkannt wurde. So kam es u.a. im Mai des Jahres 1848 zu Aufständen wegen der geplanten Auflösung der Akademischen Legion, weitere Unruhen – z.B. wegen der Herabsetzung der Arbeitslöhne – folgten, welche letztendlich in der Wiener Oktoberrevolution mündeten. Das Kaiserhaus und der Reichsrat hatten sich aus Sicherheitsgründen nach Olmütz bzw. Kremsier zurückgezogen, wo Ferdinand I. abdankte und am 2. Dezember den Thron an seinen Neffen übergab, nachdem dessen Vater Erzherzog Franz Karl (angeblich auf Betrieben seiner Gattin Sophie) zugunsten seines Sohnes darauf verzichtet hatte. Damit begann vor 175 Jahren die Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph I., welche 68 Jahre andauern sollte.

Während der Jahrzehnte seiner Herrschaft kam es zu verschiedenen militärischen Auseinandersetzungen mit wechselnden Erfolgen (z.B. Niederlage in Solferino oder Sieg Wilhelm von Tegetthoffs in der Seeschlacht von Lissa, um nur zwei Beispiele zu nennen), zu großen politischen Veränderungen (z.B. Ausgleich mit Ungarn durch Umwandlung in eine Doppelmonarchie), zu zahlreichen technischen Fortschritten (z.B. Bau der Semmering-Bahnstrecke durch Karl Ritter von Ghega) und zu wirtschaftlichem Aufschwung, der sich unter anderen in der Wiener Stadterweiterung durch Abbruch der Stadtmauern und Errichtung der prächtigen Ringstraßen-Bauten, wie der Hofoper und zahlreichen Palais, äußerte. Die wirtschaftlichen und baulichen Aktivitäten gipfelten im Mai 1873 in der V. Weltausstellung, für welche eigens die Rotunde im Wiener Prater errichtet wurde. Während das Pantheon in Rom mit rund 43 m Durchmesser von der Antike bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts die weltgrößte, selbsttragende Kuppel hatte, welche dann vom Dom in Florenz mit nur rund 2 m mehr Durchmesser abgelöst wurde, übertraf die mit Holz und Gips verkleidete Stahlkonstruktion der Rotunde ihre beiden Vorgänger mit 108 m Durchmesser bei weiten. Sie wäre übrigens auch bis 1957 Rekordhalter geblieben, wenn sie nicht schon zwanzig Jahre davor bei einem Großbrand zerstört worden wäre. Wirtschaftlich war die sechs Monate dauernde Weltausstellung trotz hoher Besucherzahlen kein Erfolg, wie überhaupt das Jahr 1873 große Verluste mit sich brachte. Nur eine Woche nach der Eröffnung der Weltausstellung kam es an der Wiener Börse zu einem Börsenkrach, der als 'Schwarzer Freitag' in die Geschichte einging.

Aber das Jahr 1873 hatte auch positive Ereignisse zu bieten. So wurde vor 150 Jahren bei der von Julius Ritter von Payer und Karl Weyprecht geleiteten Nordpolexpedition mit dem Dreimastschoner 'Admiral Tegetthoff' im August eine (heute zu Russland gehörige) Inselgruppe entdeckt, der sie als Zeichen der Huldigung den Namen 'Kaiser-Franz-Josephs-Land' gaben. Weiters wurde im Oktober 1873 nach mehrjähriger Bauzeit mit dem Hochstrahlbrunnen am Schwarzenberg-Platz die erste Wiener Hochquellenwasserleitung feierlich in Betrieb genommen, welche somit heuer auch ein rundes Jubiläum feiert.

Die nachfolgenden erwähnten Gedenktage sind hingegen alles andere als erfreulich. Am 10. September 1898, also vor 125 Jahren fiel Kaiserin Elisabeth in Genf einem Attentat zum Opfer und vor 105 Jahren, am 11. November 1918, musste Kaiser Karl I. nach dem verlorenen 1. Weltkrieg auf die Ausübung der Regierung und jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichten, womit die Zeit der Monarchie in Österreich zu Ende ging.

Zuletzt sei mir noch ein kurzer Blick auf die jüngste Geschichte gestattet, die leider auch kein Grund zum Feiern ist. Vor drei Jahren, im März 2020, begann sich die Corona-Pandemie – ausgehend von einem bekannten Tiroler Skiort, den wir an dieser Stelle nicht explizit erwähnen wollen – auch in ganz Österreich auszubreiten. Und vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, begann mit der russischen Invasion in die Ukraine, ein Krieg, der vermutlich noch lange dauern wird.


Doch damit zurück zur Gegenwart und zu erfreulichen Ereignissen. Am Freitag dem 27.1.2023 lud e.v. C.oe.a.St.V. Elisabethina ihre Freundschaftsverbindungen e.v. K.Ö.L. Wallenstein und Carolina zu einer gemeinsamen Semesterschlusskneipe ein. Nachdem sich auch Tegetthoff diesem Termin (Anm.: zumindest theoretisch – dazu später) angeschlossen hat, bestand die Befürchtung, dass der Kneipraum auf der Carolinenbude zu klein werden könnte. Und erfreulicherweise sind auch tatsächlich relativ viele Teilnehmer erschienen: Neben Vorstandsmitgliedern aus drei verschiedenen Verbänden, belebten die bunten Mützen von insgesamt acht verschiedenen Verbindungen die Kneiptafel, an der aber auch noch zwei nicht korporierte Damen locker Platz fanden. Beinahe wäre Tegetthoff die am stärksten vertretene Verbindung gewesen, wenn zusätzlich zu den zwei anwesenden Doppelmitgliedern und –chargen, von denen einer den roten und einer den schwarzen Deckel trug, auch die fünf Bundesbrüder, die sich entschuldigt hatten, kommen hätten können. So konnte Carolina diesen moralischen Sieg für sich beanspruchen, da deren ChC noch durch die BbBb Catull und Phys verstärkt wurde und weil die Gastgeberinnen aufgrund mehrerer Krankmeldungen nur zu viert vertreten waren. Den dritten Platz am fiktiven Stockerl des ebenso nur fiktiven Teilnehmer-Wettbewerbs teilten sich die vier Vertreter e.v. Wallenstein und e.v. Victoria mit je drei Kneipteilnehmern, von denen je zwei die Farben der jeweiligen Verbindung trugen. Die übrigen drei Korporationen wurden von je einer Person vertreten. Um den p.t. Lesern und Leserinnen diesmal die Rechenhausübung zu ersparen, löse ich auf, dass insgesamt 18 Personen anwesend waren, mit denen der Kneipraum einerseits gut gefüllt war, aber ohne dass es anderseits unbequem eng gewesen wäre. Ob die in Anbetracht der Anzahl an Veranstaltern relativ kleine Teilnehmerzahl dadurch verursacht wurde, dass potentielle Gäste aus Angst, keinen Platz ergattern zu können, fernblieben, ist nicht bekannt. Sicher ist hingegen, dass die weit größere Tegetthoffbude selbst beim Zusammentreffen von diesen drei bzw. vier Verbindungen halb leer gewirkt hätte.

Da keine besonderen Zeremonien am Programm der Kneipe standen, wurden zwischen den Kolloquien zur Abwechslung einige eher selten gesungene Canti intoniert, zu deren Gelingen die kräftige Stimme des hohen Bundesseniors Maximus, der für Wallenstein chargierte, nicht unwesentlich beitrug. Die gute Stimmung in der Corona setzte sich nach dem Letzten Allgemeinen und der obligaten Volkshymne fort, da nicht alle Kneipteilnehmer sofort nach Hause liefen, sondern sich einige noch eine Zeitlang im Bar-Raum sowie an der Tafel weiter unterhielten. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass es wichtig ist vorhandene Synergien zu nutzen und gemeinsam zu feiern, statt ziemlich einsam im eigenen kleinen Kreis zusammenzusitzen und Trübsal zu blasen.

Rund ein Monat danach, am Faschingsdienstag, den 21.2.2023 wurde in der Blechturmgasse 20 der nächste Zeiten-Wechsel zelebriert. Zum Ende des Faschings fand auf der Tegetthoffbude der Heringsschmaus statt, mit dem wir uns traditionell auf die bevorstehende Fastenzeit einstimmen. Diese Veranstaltung ist üblicherweise sehr beliebt und war auch heuer wieder relativ gut besucht, wobei vor allem die älteste Generation besonders gut vertreten war. Neben Dr.cer. Mauritius, der es sich als ältester Tegetthoffer nicht nehmen lässt aus Tulln zu fast jeder Veranstaltung anzureisen und AH Jux, der zumindest im Wintersemester, wenn er in seiner Favoritner Stadtwohnung und nicht in seinem Haus in den Grinzinger Weinbergen logiert, öfters die Bude besucht, waren diesmal auch Dr.cer. Eisenherz (mit dem Taxi aus Klosterneuburg) sowie AH Nöhsel gekommen, obwohl beide aus gesundheitlichen Gründen leider nicht sehr gut zu Fuß sind und der Weg in unser Kellerlokal für sie sehr beschwerlich ist. Ein weiterer Vertreter der Generation 80+ wird erst etwas später im Text erwähnt. Im Unterschied zur Semesterschluss waren diesmal fast ausschließlich Tegetthoffer (bzw. Doppelmitglieder) anwesend, wenn man von zwei Damen, einem Bandverleihungskandidaten und einem Kartellbruder, der Bb Charon, seinen Vater, begleitete, absieht.

Das Buffet bestand aus zwei Fischaufstrichen sowie mehreren verschiedenen Herings- bzw. Thunfisch-Salaten und wurde wie gewohnt von Dr.cer. Archimedes und Couleurdame Margarethe, mit tatkräftiger Unterstützung des Autors, zubereitet. Obwohl wie immer reichlich vorhanden war wurden die Schüsseln diesmal bis fast auf den letzten Löffel ausgeputzt, da ein bewährter Salat fehlte. DDDr.cer. Brutus hatte schon am Nachmittag in Wien zu tun, aber bemerkte erst kurz vor Veranstaltungsbeginn, dass er seinen vorbereiteten Heringsschmaus zu Hause vergessen hatte, weshalb er extra noch einmal nach Klosterneuburg fuhr, um ihn zu holen. So kam der letzte anwesende 80er erst mit ca. einer Stunde Verspätung auf die Bude und kredenzte seinen Heringssalat quasi als Nachspeise. Obwohl die meisten Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt bereits satt waren, ließen sie es sich nicht nehmen diese Zugabe zumindest zu verkosten. Aufgrund der guten Speisen und der harmonischen Stimmung war unser Heringsschmaus auch heuer wieder ein voller Erfolg.
Text und Bild: DDr.cer. Raffael
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 30.07.2023 um 13.09 Uhr