Nummer 3/2023
Blitzlichter

Obwohl es für die eigene Psyche von Betroffenen mitunter gut sein mag negative Ereignisse zu vergessen, ist es für die Geschichte bedeutsam die Opfer in Erinnerung zu behalten. Das Gedenken darf aber nicht dazu verleiten, jedermann, der anderer Meinung ist, gleich als (potentiellen) Täter zu verurteilen.

Digitale Stolpersteine gegen das Vergessen
Am Widerstand gegen den Nationalsozialismus haben sich in den Jahren zwischen 1938 und 1945 mehr als 730 Mitglieder katholischer Studentenverbindungen beteiligt. Aus Anlass der Freischaltung der Website www.niemalswieder.at lud Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka v. Hortulanus (NKW) daher gemeinsam mit dem Denkmalbauverein Katholiken im Widerstand und dem Verein Modern Society zu einer Veranstaltung unter dem Titel 'Katholische Couleurstudentinnen und Couleurstudenten in Widerstand und Verfolgung' in das Palais Epstein ein, an der etwa 130 Gäste, darunter auch drei Tegetthoffer, teilnahmen. Auf der neuen Website kann man über eine Landkarte bzw. einen Stadtplan die (heutigen) Adressen jener Verbindungen suchen, deren Mitglieder betroffen waren und dort die von den oben beiden Vereinen in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes gestalteten "digitalen Stolpersteinen" finden, welche an die Personen, die damals Widerstand geleistet haben, erinnern sollen.


Die Details zu den einzelnen Opfern findest du unter folgenden Links:
Tegetthoffer
Carolinen


Deutsch und National
Erst nachdem ich in der letzten Ausgabe dieser Rubrik unter dem Titel 'Wiederbetätigung' auf die Ausstellung über '100 Missverständnisse über und unter Juden' hingewiesen habe, habe ich selbst das jüdische Museum besucht, um mir davon ein Bild zu machen. Ich fand die Ausstellung entgegen der veröffentlichten Kritik durchaus interessant und informativ. Besonders bemerkenswert fand ich die Ausführungen über den jüdischen Schriftsteller Ludwig August Frankl und über die Rolle der Juden bei der Revolution von 1848. Die Wiener Juden, welche damals nur Bürger zweiter Klasse waren und für ihren Aufenthalt in der Stadt hohe Gebühren entrichten mussten, glaubten, dass sie nach der Revolution innerhalb der deutschen Kultur und Nation Gleiche unter Gleichen sein werden. Frankl war 1848 Mitstreiter in der Akademischen Legion (siehe Bild mit schwarz-rot-goldener Fahne) und später ein Mit-Initiator des 1876 aufgestellten Schillerdenkmals, zu dessen Finanzierung auch viele jüdische Familien einen Beitrag geleistet haben, da Friedrich Schiller als Dichter der Freiheit verehrt und sein Denkmal von vielen Juden als Ausdruck ihrer deutschnationalen Gesinnung angesehen wurde. Erst später wurden jüdische Studenten von den deutschnationalen Burschenschaften ausgeschlossen.


Es mutet irgendwie seltsam an, dass der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, der noch dazu Deutsch heißt, fordert, dass das Lueger-Denkmal entsorgt gehört, aber meines Wissens nicht die Entfernung des aus deutschnationaler Gesinnung errichteten Schiller-Denkmal verlangt. Noch seltsamer finde ich, dass nämliche Person sich (so wie etliche 'Künstler' und andere linken Wichtigmacher) in die Niederösterreichische Landespolitik einmischt und gegen eine Koalition von zwei demokratisch gewählten Parteien wettert, indem sie eine davon als 'Kellernazis' bezeichnet. Ich bin weder ein Freund, noch der Anwalt der Blauen, aber ich empfinde derartige Aussagen als Missachtung unserer Demokratie und entbehrliche Verhetzung.

Häusl im Wald
Es ist eine alte Geschichte, die wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Eine vornehme Dame aus der Stadt möchte zur Sommerfrische aufs Land fahren und schreibt an den Bürgermeister einer kleinen Gemeinde einen Brief mit der Frage, ob es dort zur gewünschten Zeit ein freies Zimmer gäbe und ob auch ein WC vorhanden sei. Da dem Bürgermeister diese moderne Errungenschaft noch unbekannt ist, wendet er sich an den Pfarrer was mit WC gemeint sein könnte und dieser vermutet, dass die Dame die neu errichtete Waldkapelle meint, weshalb der Bürgermeister den Brief in etwa wie folgt beantwortet: 'WC ist vorhanden und liegt eine Viertelstunde entfernt mitten im Wald. WC ist Mittwoch und Samstag geöffnet, wobei es sich empfiehlt wegen des großen Andrangs eine halbe Stunde früher dort zu sein. Es gibt 50 Sitzplätze und ca. 20 Stehplätze. Bei schönem Wetter findet die Veranstaltung im Freien statt. Der Ort verfügt über eine hervorragende Akustik so dass auch die leisesten Töne weithin bewundert werden können.'

Auch das andere ist mittlerweile eine relativ alte Geschichte: Es gibt tatsächlich blaue Politiker, die sich nicht entblöden zu behaupten, dass Wien ohne Zuwanderer noch Wien wäre. Der legendäre Sonnenkönig Bruno hätte darauf geantwortet: 'Lernen Sie Geschichte!'

In unseren Kreisen braucht man nicht zu erklären, dass Wien zu Zeiten der Monarchie ein Schmelztiegel der verschiedensten Nationalitäten vor allem aus den Kronländern, aber auch anderer Länder war. Und auch damals waren die Zuwanderer nicht immer willkommen, weil sie den 'Einheimischen' – und damit sind alle gemeint, die schon vor den Neuankömmlingen da waren – die teils raren Arbeitsplätze streitig machten, weil es damals weder für die einen, noch für die anderen eine soziale Hängematte gab. Dessen ungeachtet erwecken Aussagen wie die oben erwähnte den Anschein, als würde die Parteifarbe der 'Blauen' davon kommen, dass manche von Ihnen gerne zu tief ins Glas blicken.

Das fatale an manchen ihrer Äußerungen ist, dass durch deren extreme Ansichten alle auch nur entfernt ähnlichen Meinungen in ein und denselben Topf geworfen werden. Dabei ist es ein riesiger Unterschied, ob jemand die massenhafte und oft illegale Migration und die daraus resultierende wirtschaftliche Belastung für unser Land kritisiert oder Ausländern gegenüber generell feindselig gesinnt ist. Ebenso ist es nicht dasselbe, ob jemand 'nur' xenophob und/oder deutschnational (siehe oben) oder gar antisemitisch eingestellt ist. Auch die sozialdemokratische Arbeiterpartei, welche stolz darauf ist die Monarchie gemeinsam mit den deutschnationalen Kräften zu Fall gebracht zu haben, wollte 1918 eine Republik 'Deutschösterreich' als Bestandteil der Deutschen Republik errichten. Wohin diese nationalistischen Ansichten in Kombination mit sozialistischer Politik 20 Jahre später geführt haben, ist hinlänglich bekannt.

Insbesondere ist es zu einer populären und populistischen Unsitte geworden, Menschen die auf Missstände hinweisen, die mit Andersgläubigen und/oder Menschen mit Migrationshintergrund in Zusammenhang stehen – wie z.B. dass auf Wiener Märkten immer weniger Stände von Inländern betrieben werden und immer weniger typisch österreichische Produkte angeboten werden – sofort als Rassisten beschimpft werden. Es ist nicht rassistisch, wenn jemand ein Schweinsschnitzel oder eine Leberkäs-Semmel bevorzugt und bedauert, dass man am Naschmarkt fast nur mehr Falafel, Oliven und Hummus bekommt. Auch wenn allen Menschen unabhängig ihrer Herkunft und Ethnien dieselben Menschenrechte und dieselbe Menschenwürde zustehen, ist es eine Tatsache, dass nicht alle Menschen genetisch und physische tatsächlich gleich sind. Sonst müsste z.B. auch ein Medikament, dessen Beipackzettel ich kürzlich gelesen habe, sofort vom Markt genommen werden, da dieses ausdrücklich nicht für Asiaten geeignet (also rassistisch?) ist…
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zuletzt geändert: 31.03.2023 um 22.09 Uhr