Nummer 2/2021
BLECH-Salat

Vor rund einem Jahr erschien der erste 'BLECH-Bote' und jetzt haben wir den Salat. Die nachfolgende Geschichte erzählt wie es zu diesem seltsamen Titel gekommen sein könnte.
Hinweis: Sämtliche Charaktere und Geschehnisse sind beinahe frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und tatsächlichen Ereignissen sind dennoch nicht zufällig und durchaus erwünscht.

Es war einmal, gegen Ende des 19. Jahres dieses Jahrhunderts, da sind relativ zahlreiche Vertreter der KöL Carolina und der KöML Tegetthoff sowie einige Gäste dem Aufruf gefolgt, an einem Allgemeinen Convent über 'Moderne Kommunikation' teilzunehmen. Dabei kristallisierte sich der Wunsch heraus ein neues, rein elektronisches Medium als gemeinsame Onlinezeitung zu erschaffen. Die Teilnehmer wurden aufgefordert ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und Namensvorschläge für dieses neue Geschöpf zu machen. Die Wochen zogen ins Land und nichts geschah …

Als einige Zeit nach Beginn des neuen Jahres noch immer keine Vorschläge eingetroffen waren, versammelten sich die Führungsgremien der beiden Korporationen zu einer internen Beratung, doch auch da hatte niemand eine zündende Idee. Verzweifelt saßen drei Bundesbrüder nach Ende des offiziellen Treffens mit ihrem 16er-BLECH auf der Bude in der BLECHturmgasse *) und überlegten weiter, welcher Name die Gemeinsamkeit der beiden Schwesterverbindung, die auf eine lange gemeinsame Tradition bei der Entstehung und bei der Reaktivierung zurückblicken können, am besten zum Ausdruck brächte.

Trotz teilweise identischer Gründungsmitglieder, einer gemeinsamen Fuchsenstrophe und denselben Farben in unterschiedlicher Reihenfolge haben die beiden Verbindungen ja scheinbar nur wenig gemeinsam. Aufgrund der unterschiedlichen Zielgruppen eignet sich weder 'Der Gymnasiast' noch 'Der Hochschüler' als Titel, ganz abgesehen davon, dass weder die einen, noch die anderen vorhanden sind und aufgrund des Alters der Mitglieder eher der Name 'Der Pensionist' passend wäre. Auch Namenskombinationen wie 'Das Wilhelm- Karl-Magazin' wurden rasch wieder verworfen, weil man schließlich einen noch so verdienten Admiral nicht mit einem seligen Kaiser in einen Topf werfen kann. Und die korrekte Bezeichung 'Carolinas und Tegetthoffs-Nachrichten-Journal', welche sich aus den beiden vorhandenen Verbindungszeitungen ableiten ließe, erschien den Nachdenkenden für ein Online-Medium doch als zu sperrig.

So beschloss Bb Julius seinen mit Obst verzierten BLECHtrottel, auf dem er alle Einfälle notiert hatte, herunterzufahren und Bb Michelangelo griff noch einmal in die BLECHdose, um die letzten, mittlerweile schon ziemlich harten Weihnachtskekse zu vernichten. Bb Aristoteles holte aus der Bar noch drei 16er-BLECH und begann von seinem harten Arbeitstag als Verkehrstechniker zu erzählen. Seine Aufgabe war es unter anderem die Straßen so zu planen, dass es zu keinem BLECHsalat kommt, wenn sich Verkehrsteilnehmer aus verschiedenen Richtungen an einer Kreuzung begegnen. Nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf dem Deckel der BLECHdose. Während die drei weiter BLECH redeten und schon bald am Horizont die Sonne des neuen Tages aufzugehen drohte, dämmerte auch in den Köpfen der Anwesenden plötzlich ein Lichtschimmer: Das verbindende Element von Tegetthoff und Carolina sind die beiden Buden im Haus BLECHturmgasse 20!

Nun wurden nochmals mit Elan neue Ideen zu BLECH geschmiedet. 'Der BLECHturm' wurde aber wegen der Verwechslungsgefahr mit dem 'Wachturm' rasch verworfen. Das '20-er BLECH' mit dem Logo in Form einer Bierdose wurde wiederum aus urheberechtlichen Gründen abgelehnt. Und die Variante mit einem Foto der BLECHtafel mit Hausnumer 20 war auch nicht ganz überzeugend. 'Der BLECHtrommler' erinnert zwar an einen Ausrufer oder BOTEN (sic!) der Neuigkeiten verkündet und wäre daher auch für eine Zeitung geeignet gewesen, aber die Assoziationen zum Film bzw. Roman erschienen den drei Denkern auch nicht passend. Und so wurde im Februar 2020 der Titel 'Der BLECH-BOTE' geboren, der zwar nicht allen gefällt, weil er auf den ersten Blick vielleicht eher an die Innung der (Kfz-)Spengler, an einen Oldtimer- bzw. Motorrad-Club oder an einen BLECHbläser-Verein erinnert, aber meines Erachtens trotzdem auch für unsere Onlinezeitung passt, welche mit Hilfe von BLECHtrotteln verfasst, versandt und gelesen wird und in der neben ernst gemeinten Beiträgen manchmal eben auch BLECH geredet bzw. richtigerweise geschrieben wird, so wie in dieser Geschichte.
Die ursprüngliche Idee den BLECH-BOTEN zusätzlich zu den Print-Ausgaben herauszugeben, erwies sich schon im ersten Jahr als nicht zielführend, wie an anderer Stelle detailliert berichtet wird. Natürlich geht das haptische Erlebnis einer ausgedruckten Zeitung verloren, aber man kann sich zum Lesen trotzdem auf ein 'stilles Örtchen' zurückziehen, sofern man sich anstelle eines großen BLECHtrottels eben einer der modernen Kleinversionen in Form eines Tablets oder Smartphones bedient. Wer dennoch Papier (nicht dafür, sondern zum Lesen) bevorzugt, kann die Beiträge gerne auf Knopfdruck am eigenen Drucker ausgeben und dann in einem Ordner oder einer BLECH-BOX aufbewahren. Und wer darauf verzichtet, tut etwas Gutes für die Umwelt.

Text: DDr.cer. Raffael


*) Die Blechturmgasse wurde 1862 nach dem alten Flurnamen 'Blechernes Thurm-Feld' benannt, der sich laut Wikipedia von einem mit einem blechernen Turm verzierten Eckhaus ableitet, welches eines der ältesten Häuser der Wiedner Vorstadt gewesen sein soll.
Laut einer Broschüre zum 800. Geburtstag der Wieden steht das Haus Blechturmgasse 10 offenbar mit dem Regisseur Ernst Marischka, der vor allem für die in den Jahren 1955 bis 1957 gedrehte Sissi-Trilogie bekannt ist, in einem leider nicht näher definierten Zusammenhang (vermutlich war es sein Geburts- oder Wohnhaus).
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 04.03.2021 um 21.32 Uhr