Nummer 2/2023
Blitzlichter

Neben verschiedenen 'nationalistischen' Themen sei besonders auf die kulturelle Schande hingewiesen, die im letzten Beitrag dieser Rubrik behandelt wird.

Wiederbetätigung
Seit dem Vorjahr hat das jüdische Museum in Wien eine neue Direktorin und diese hat mit ihrem Team eine Ausstellung über '100 Missverständnisse über und unter Juden' zusammengestellt, um diese zu hinterfragen und um mit einem Augenzwinkern Vorurteile abbauen zu können. Dieser Versuch ist aber offenbar misslungen, da laut Zeitungsberichten zahlreiche, teils prominente jüdische Persönlichkeiten von den provokanten Exponaten entsetzt sind und die Israelitische Kultusgemeinde sogar Konsequenzen fordert, weil die Ausstellung nach Meinung mancher Besucher überall anders als Wiederbetätigung angesehen würde. Das beweist wie schmal der Grat von freier Meinungsäußerung und künstlerischer Freiheit zu politischer Korrektheit ist. Während bei uns jede Form des Konservatismus und Nationalismus (seltsamerweise mit Ausnahme des Sports, wo National-Mannschaften und Nationen-Wertungen eine Selbstverständlichkeit sind) sofort als rechtsextreme Wiederbetätigung gebrandmarkt wird, sind jedoch auch in der israelischen Regierung Rechtsextremisten vertreten, welche dafür verantwortlich sind, dass jeder Steinwurf eines Palästinensers – wie schon sein Jahrtausenden – mit militärischer Gewalt vergolten wird. Gleiches Recht für alle?

Demokra-tur (2)
Wir sind froh und stolz darauf, in einem demokratischen Land zu leben, in dem man seine Meinung frei äußern kann. Aber wie demokratisch ist Österreich eigentlich noch, wenn das neu- bzw. wiedergewählte Staatsoberhaupt bei seiner Antrittsrede erklärt, dass es nach einer Nationalratswahl gewisse Personen – falls deren Partei die Wahl gewinnen sollte (was wir nicht hoffen) – als Bundeskanzler verhindern will? Bei diesem Vorbild darf es einen nicht wundern, dass extremistische Gruppen aller Couleurs – wie schon in einem gleichnamigen Artikel im Blech-Boten 3/2022 erörtert – das Demonstrationsrecht über Gebühr in Anspruch nehmen und die Geduld der durch die ständigen Verkehrsbehinderungen (insbesondere in Wien) genervten Bevölkerung überstrapazieren, um durch die damit erzielte Aufmerksamkeit ihrer Minderheitenmeinung den Eindruck einer repräsentativen Mehrheit zu verleihen. Vielleicht sollten die Verantwortlichen erkennen, dass die Ausgrenzung mancher Meinungen Protestwähler geradezu anzieht und erst recht zu den unerwünschten Mehrheitsverschiebungen führt.

Apropos Demonstrationen: Die kleine Gruppe der angeblichen Klimaschützer trägt selbst einiges zur Umweltverschmutzung bei, wenn sie im werktäglichen Frühverkehr Staus provoziert. Da wäre es theoretisch sinnvoller an Wochenenden die Zufahrt zu den Skigebieten zu versperren, deren Betrieb angeblich genauso viel Energie verbraucht wie die Städte Graz und Linz gemeinsam. Aber die Umweltaktivisten wollen ja nicht die Freizeitvergnügungen der Bevölkerung (sowie ihre eigenen) beeinträchtigen, wie Fernflüge mancher Berufsdemonstranten außerhalb ihrer 'Dienstzeiten' beweisen. Eine deutliche Mehrheit der Österreicher ist gegen Tempo 100 auf unseren Autobahnen, aber das ist den Klimaklebern egal. Dabei bringt es kaum etwas, wenn die Menschen in unserem kleinen Land, in dem nur rund ein Promille der Weltbevölkerung lebt, immer mit guten Beispiel voran gehen, während die großen Staaten in Europa, aber vor allem die riesigen Industrienationen in Asien sowie die USA auch weiterhin rücksichtlos die Umwelt verpesten, um ihre wirtschaftliche Vormachtstellung auszubauen.

Blaues Wunder
Die Landtagswahlen in NÖ sind eine willkommene Gelegenheit um wieder einmal zu 'filzmaiern'. (Anm.: Dieses Wort kam 2015 bei der Wahl zum Wort des Jahres immerhin auf den dritten Platz.) Niederösterreich ist das einzige Bundesland, in dessen Wappen die Farbe 'rot' überhaupt nicht vorkommt. Da NÖ bislang von den Schwarzen regiert wurde, spielten die Roten auch in der Landespolitik keine große Rolle. Diesmal wurden sie von den Blauen sogar klar auf Platz 3 verwiesen und die absolute Mehrheit der nunmehr Türkisen wurde gebrochen, was von manchen als Erfolg angesehen wird. Dass damit auch die knappe Mehrheit der Regierungsparteien im Bundesrat verloren ging und dieser jetzt Gesetzesvorschläge des Nationalrats blockieren kann, sei nur am Rande erwähnt. Nach den Meinungsumfragen vor der Wahl wäre es fast einem Wunder gleichgekommen, wenn die Landeshauptfrau die Mehrheit ihrer Partei hätte retten können, nachdem sie von allen Seiten angegriffen wurde. Inwieweit auch die Aktivitäten der Bundespartei zur Bewältigung der aktuellen Krisen eine Rolle bei der Wahl gespielt haben, sei dahingestellt. Aber dass die Ausländerpolitik einen großen Einfluss auf die Wählerschaft hat, kann man auch in einem anderen Land, dessen Farben ebenfalls blau-gelben sind, feststellen.

Die linke Regierung in Schweden hat jahrelang mehr oder weniger verfolgte Flüchtlinge gerne im Land willkommen geheißen, wofür sie von der EU gelobt wird, aber wegen der stark angestiegenen Kriminalitätsrate bis hin zu Straßenschlachten zwischen Migranten verschiedener Herkunft sind bei den Wahlen Ende des Vorjahres die rechtspopulistischen Schwedendemokraten zur zweitstärksten Partei aufgestiegen. Es ist daher wenig überraschend, dass auch bei uns die gemäßigten Rechten an Boden (bzw. Wählerstimmen) verlieren und ihr blaues Wunder erleben.

Schimpf und Schande
Vor mehr als 30 Jahren ist ein in Holland gebürtiger Autor verstorben, der zwar bei seinen Großeltern in Österreich aufgewachsen ist und hier gelebt hat, aber den Staat dennoch gehasst hat. Berühmt wurde er unter anderen für seine Beschimpfung im Zuge seiner Staatpreisrede im Jahr 1968 und für skandalöse Theaterstücke, die am Burgtheater – also unweit des Heldenplatzes – unter dem damaligen, ebenfalls sehr umstrittenen deutschen Direktor – uraufgeführt wurden. In seinem Testament verhängte er sogar ein Publikations- und Aufführungsverbot seiner Werke in Österreich. Dessen ungeachtet hat die Nationalbibliothek nunmehr um 2,1 Millionen Euro (wovon der Großteil vom Kulturministerium beigesteuert wurde) den kompletten Nachlass dieses Autors erworben.

Weit weniger großzügig zeigte sich der Staat in einem anderen Fall. Der Nachlass unseres ehemaligen Obersten Bandinhabers, SKH Otto von Habsburg, wäre der Republik Österreich sogar geschenkt (!) worden, unter der Bedingung, dass dieser wissenschaftlich aufgearbeitet und öffentlich zugänglich gemacht wird. Es ist eine Schande, dass man dafür bei uns keinerlei Mittel bereitstellen wollte, weshalb sein Nachlass nun in Ungarn der Forschung zur Verfügung steht.
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 27.02.2023 um 21.29 Uhr