Nummer 7/2023
'Kaiserliche' Weinverkostung

Traditionen können zumeist auf eine sehr lange zurückliegende Entstehungsgeschichte verweisen. Manchmal gelingt es aber auch neue Traditionen zu erschaffen.

Wie schon voriges Jahr im Blech-Boten 8/2022 im Artikel 'Grund zum Feiern' ausführlich dargestellt wurde, konnte die Feier des Geburtstages von Kaiser Franz Joseph am 18. August auf eine langjährige Übung zurückblicken, während es bei Kaiser Karl ganz anders aussah. Die Regierungszeit des letzten Kaisers war so kurz und wurde bedauerlicherweise von einem Krieg überschattet, den er nicht gewollt hat, dass die Existenz Karls von manchen Touristenattraktionen über die österreichische Geschichte einfach ignoriert und Franz Joseph fälschlicherweise als letzter Kaiser genannt wird. Der Geburtstag Kaiser Karls war am 17. August und stand vermutlich nicht nur infolge des Krieges, sondern auch wegen des fast identischen Datums, im Schatten jenes seines langjährigen Vorgängers.

Auch bei Studentenverbindungen entwickelten sich mit der Zeit viele verschiedene, teils mehr und teils weniger bedeutsame Traditionen, die bis heute gepflogen werden. Daher gibt es im Semesterprogramm so manche Veranstaltungen die sich halbjährlich (z.B. Antritts- und Schlusskneipen) oder jährlich (z.B. Landesvater und Stiftungsfest) wiederholen. Andere wiederum finden nur einmalig oder in unregelmäßigen Abständen statt. In der Blechturmgasse gab es schon die eine oder andere Weinverkostung und speziell bei Carolina wurde das ferialbedingte Sommerloch schon des Öfteren dazu genutzt, um zu einem Stadtheurigen auf die kühle Bude einzuladen. Als vor drei Jahren der geplante Termin auf den 17. August fiel, entstand die Idee dieses Datum für einen Kaiser-Heurigen zu Ehren unseres Namenspatrons zu nutzen und diese wurde seither beibehalten. So fand heuer am 17.8.2023 der dritte Kaiser-Heurige statt, der diesmal mit einer Wein- und Käseverkostung von AH Babo kombiniert wurde.


Bb Babo ist Absolvent der Weinbauschule in Klosterneuburg und hat schon vor 35 Jahren, als er zu uns kam, erstmals eine Weinverkostung moderiert. Auch in späteren Jahren konnte er gelegentlich für eine derartige Veranstaltung gewonnen werden, obwohl ihm sein Beruf als Inhaber und Geschäftsführer einer großen Lebensmitteluntersuchungsgesellschaft wenig Zeit für die Verbindung ließ. Vor wenigen Jahren hat er sich aufgrund eines privaten Schicksalsschlages weitgehend aus dem Unternehmen zurückgezogen und sich auf seine landwirtschaftlichen Wurzeln konzentriert. Er erwarb einen Weingarten in Illmitz und begann den Weinbau, den er zuvor nur hobbymäßig in Klosterneuburg ausgeübt hatte, in größerem Umfang auszuüben. So war es möglich, dass er uns bei der heurigen Weinverkostung die ersten fünf Sorten seiner selbst produzierten Weine zur Verfügung stellte, von denen einer besser als der andere ist. Als erstes durften wir den Muskateller Frizzante probieren, dem ein eher trocken ausgebauter Muskat Ottonel folgte. Danach wurde ein (Weiß)Burgunder Cuvée kredenzt und als Höhepunkt eine Traminer Spätlese verkostet, welche ausgezeichnet mit dem mitgebrachten Käse harmoniert. Um 1900 war es nicht möglich die Milch aus dem Seewinkel unbeschadet nach Wien zu transportieren, weshalb sie – ohne vorher entrahmt zu werden – zu einem milden Vollfett-Käse verarbeitet wurde. Diesen speziellen Käse lässt Babo jetzt nach dem alten Rezept seines Großvaters herstellen und er wird von ihm unter dem historischen, transleithanischen Namen 'Ilmici' vermarktet. Den Abschluss der 'kaiserlichen' Weinverkostung bildete ein noch sehr junger Sankt Laurent, von dem probeweise die ersten Flaschen abgefüllt wurden, der aber großteils noch im Keller weiter reifen darf. Zur Stärkung nach der Weinkost brachte Babo noch verschiedene Specksorten und diverse Fleischaufstriche aus Illmitz auf die Bude mit, die allesamt köstlich mundeten. Da sämtliche Kostproben von Babo gespendet wurden, kam der Gesamtertrag des Abends dankenswerterweise Carolina zugute.

Obwohl der Kaiser-Heurige sehr gut besucht war, war das Angebot so reichhaltig, dass noch einige der Köstlichkeiten übrig blieben. Ein paar Flaschen Wein wurden an Tegetthoff gespendet, wo sie noch bei den nächsten Veranstaltungen – so lange der Vorrat reicht – verkostet werden können. Aufgrund des großen Erfolges besteht Hoffnung, dass die neue Tradition des Kaiser-Heurigen auch im nächsten Jahr mit einer Weinkost bereichert wird.
Text + Bild: DDr.cer. Raffael
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 07.09.2023 um 19.42 Uhr