Nummer 7/2023
Aller Anfang ist schwer

Jedes Jahr im Herbst beginnt das neue Schul- bzw. Studienjahr und das bedeutet für manche Kinder bzw. Jugendlichen große Veränderungen. Auch in den Verbindungen wird nach der meist etwas ruhigeren Ferialis wieder ein neues Semester eröffnet.

Die größte Umstellung bedeutet der Schulbeginn vermutlich für die Taferlklassler, für welche nach der Kindergartenzeit der Ernst des Schülerlebens beginnt. Dieser Unterschied ist heutzutage jedoch nicht mehr ganz so groß wie zu meiner eigenen Schulzeit. Während frühere Generationen von einen Tag auf den anderen brav in ihren Bänken sitzen und dem Unterricht lauschen mussten, wird dieser Übergang dem Vernehmen nach schon seit vielen Jahren wesentlich offener gestaltet. Die Tische sind meist locker in Kleingruppen angeordnet, es wird manchmal auf dem Boden gearbeitet und es werden auch Rückzugsmöglichkeiten angeboten. Und auch die Art des Unterrichts hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Während früher mit Zeichenübungen begonnen wurde die Fingerfertigkeit für die Schönschrift zu erlernen und dann mit handgeschriebenen Texten sowohl das Schreiben, als auch die Sprache und die Rechtschreibung geübt wurden, begann in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts mit den Gratisschulbüchern die Epoche der vorgedruckten Texte, in welche nur mehr einzelne Worte eingesetzt werden mussten. Ähnlich war die Entwicklung des Rechenunterrichts, wo statt dem Schreiben einer ganzen Rechenaufgabe nur mehr das Ergebnis der vorgedruckten Aufgaben eingetragen werden musste. Es ist daher für Laien wie mich wenig verwunderlich, dass nach Ende der Pflichtschulzeit fast die Hälfte der Schüler und –innen weder sinnerfassend lesen, noch einfache mathematische Aufgaben lösen können, auch wenn die angeblichen Bildungsexperten darüber streiten was die Ursachen sind und sich die Verantwortlichen aus dem Ministerium und dem Stadt- bzw. Landesschulrat gegenseitig die Verantwortung für die Misere zuschieben. Durch die zunehmende Verwendung von Computern, Tablets und ähnlichen Geräten schon in unteren Schulstufen hat sich die Problematik noch verschärft. Mittlerweile hat man in Skandinavien, das zu den Pionieren des digitalen Unterrichts zählt, erkannt, dass diese Form des Lernens gerade für Vor- und Volksschüler nachteilig ist und kehrt zur Handschrift und zu gedruckten Büchern zurück, während bei uns im Sinne der Chancengleichheit die Verteilung von Gratistabletts an Schulkinder weiter forciert wird. Zusätzlich wird das Schulsystem in Österreich, insbesondere in Wien, durch den überdurchschnittlich hohen Anteil an Migranten belastet, welche mangels ausreichender Förderung keine altersadäquaten Leistungen erbringen, aber wegen den Drucks von oben auf Schulen und Lehrer trotzdem in die nächste Schulstufe aufsteigen dürfen.

Mit den Problemen der Volksschüler brauchen sich die Mitglieder von Mittelschul- oder Studentenverbindungen natürlich nicht herumschlagen, es sei denn sie sind Pädagogen oder Eltern von betroffenen Schulkindern, was bei uns aufgrund der fortgeschrittenen Altersstruktur aber nur auf wenige zutrifft. Und dennoch stellt auch für unser jeder Schulbeginn den Start in ein neues Arbeitsjahr dar. Dieser wird traditionell mit der Semesterantrittskneipe eröffnet, welche diesmal am Mittwoch, den 27.9.2023 stattfand. Nach Ablauf des 'cum tempore' waren kaum mehr als einen Handvoll Personen auf der Bude anwesend. Der hohe TEW Phil-x Lucullus unterhielt sich an der Bar angeregt mit einem Gast e.v. Cimbria Kufstein und genoss in Ruhe noch ein paar Würstel, in der (vergeblichen) Hoffnung, dass noch weitere Gäste eintreffen. Mit Beginn dieses Semesters wurden nämlich unsere Veranstaltungstermine wieder hauptsächlich auf den für Tegetthoff aus früheren Jahrzehnten üblichen Mittwoch als Budentag verlegt, in der Hoffnung damit einigen Gästen, deren Urverbindung am Dienstag ihre Veranstaltungen abhält, den Besuch zu ermöglichen. Davon wurde diesmal jedoch leider kein Gebrauch gemacht und auch der Mitveranstalter Carolina war nur durch Doppelmitglieder vertreten.


Immerhin trafen noch ein paar verspätete Bundesbrüder ein, darunter unser ältester und sonst immer pünktlicher AH Dr.cer. Mauritius, der kürzlich seinen 91. Geburtstag gefeiert hat, aber diesmal auf seinem weiten Weg von Tulln durch einige Baustellen und Umleitungen aufgehalten wurde. Nachdem die Corona zumindest eine niedrige zweistellige Zahl erreicht hat, schlüpfte der Phil-x endlich in den Flaus und eröffnete um 20:30 Uhr die Kneipe. Beim Begrüßungscantus 'Hoch auf dem gelben Wagen' wurden neben den Doctores cerevisiae und den anwesenden Damen auch fast alle anderen Kneipteilnehmer einzeln begrüßt. Erst beim nächsten Programmpunkt – der Ernennung einer Couleurdame – wurde das Lied 'Hier sind wir versammelt' angestimmt. Nach der zweiten Strophe wurde die Partnerin des hohen Ca Phil-x Newton, unser langjähriger Gast Claudia, welche nach eigenen Angaben 1977 erstmals in Begleitung Ihres Cousins Bb Marius (Js, Ca) die Tegetthoffbude besuchte, zum Präsidium gebeten und erhielt eine Couleurbrosche. Wie bei Tegetthoff üblich durfte sie auch einen Couleurnamen wählen. Als langjährig sehr erfolgreiche Sportschützin entschied sie sich für 'Diana' (ohne dem Zusatz Menthol). Während der Colloquien entwickelten sich lebhafte Gespräche über die österreichische Geschichte bis 1918 und nach 1945, die beinahe schon den Charakter eines WA annahmen. Nach einer Stunde wurde die Semesterantrittskneipe mit dem letzten Allgemeinen und der ersten Strophe der Volkshymne beendet und es folgte ein gemütlicher Ausklang an der Bar.
Text + Bild: DDr.cer. Raffael
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blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 28.09.2023 um 19.53 Uhr