Nummer 8/2023
Öster-arm?

In letzter Zeit wurde in den Medien sehr häufig davon berichtet, dass in Österreich – einem der wohlhabendsten Länder der Welt – immer mehr Menschen in Armut leben. Wir wollen diese Behauptung kritisch betrachten.
Auch das 'Couleur' hat sich in der Ausgabe 2/2023 mit dem Thema Armut beschäftigt. Angeblich sind sogar 17,5% der Bevölkerung – also mehr als jeder Sechste(!) – armutsgefährdet. Ich bezweifle nicht, dass es in unserem Sozialstaat Menschen gibt, die unzureichend von den bestehenden sozialen Netzen aufgefangen werden und es steht mir auch nicht zu, die zugrunde liegenden Daten der Statistik Austria anzuzweifeln. Allerdings muss es erlaubt sein die Interpretation dieser Daten und die daraus abgeleiteten Schlagzeilen in Frage zu stellen. Daher möchte ich das Problem der Armut auch aus Sicht von einigen Beispielen beleuchten.

Ursache 1: Asylanten
Unser Land beherbergt eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Zuwanderern mit geringer Bildung. Abgesehen davon dauern die Asylverfahren viel zu lange und unsere Gesetze verbieten den Asylwerbern einer geregelten Arbeit nachzugehen. Es ist aber auch erstaunlich, wie leicht es offenbar ist bei uns Asyl und damit die Unterstützung des österreichischen Sozialstaates zu erhalten, wie ein konkreter Fall beweist. Ein junger Syrer, der den Wehrdienst in seiner Heimat verweigerte, wanderte mit seiner Familie in die Türkei aus. Nach sieben Jahren (!) beschloss er aus diesem sicheren Land, das ja noch immer auf den EU-Beitritt hofft und von Europa großzügig finanziell unterstützt wird, über Griechenland und die Balkanroute nach Österreich zu 'fliehen'. Der erste Versuch misslang und er wurde von Ungarn nach Serbien zurückgeschoben. Beim zweiten Versuch gelang ihm von dort über Ungarn die illegale Einreise nach Österreich, wo er Asyl beantragte. Der Antrag wurde in erster Instanz verständlicherweise abgelehnt, aber nach Berufung (vermutlich mit Unterstützung einer gutmenschlichen NGO) wurde ihm in zweiter Instanz dann erstaunlicherweise doch stattgegeben. Der mittlerweile etwa 30-jährige Mann spricht kein Wort Englisch und nach knapp zwei Jahren in Inland auch noch immer kein Deutsch, weshalb er kaum Chancen auf einen Job hat. Aber in der Türkei warten seine Frau, drei Kinder, seine Mutter und vier Schwestern auf den Nachzug nach Österreich. Es ist nicht verwunderlich, wenn derartige Familien – von denen es nicht wenige gibt – unter der Armutsgrenze leben und die Statistik negativ beeinflussen.

Ursache 2: Ausländer zweiter Generation ohne Deutschkenntnisse
Die Stadt Wien freut sich darüber, dass der Bevölkerungsstand – nach dem historischen Höchststand vor mehr als 100 Jahren mit knapp 2,1 Millionen im Jahr 1910 und dem Tiefststand 1988 mit weniger als 1,5 Millionen Einwohnern – in den letzten 35 Jahren enorm angewachsen ist und wieder die zwei Millionengrenze erreicht hat. Obwohl die Geburtenbilanz bei Österreichern in den letzten Jahrzehnten immer negativ war, ist der Stand der in Wien geborenen Einwohner in den letzten 20 Jahren mit rund 1,1 Millionen Menschen laut Statistik konstant geblieben. Das liegt daran, dass vor allem die Migranten aus Osteuropa und dem Nahen Osten fleißig für Nachwuchs von 'geborenen Wienern' sorgen. Das Problem zeigt sich dann spätestens in der Schule. Während sich in der Monarchie die Zuwanderer aus alt-österreichischen Regionen wie z.B. aus Tschechien oder im 20 Jahrhundert die Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien relativ rasch integriert und die deutsche Sprache erlernt haben, sprechen mehr als die Hälfte der Volksschüler und sogar mehr als dreiviertel der (neuen) Mittelschüler in ihrer Freizeit nicht Deutsch. In Brennpunktbezirken wie Margareten oder Ottakring verwenden sogar mehr als 90% eine andere Umgangssprache. Jeder vierte Schüler in Wien beherrscht unsere Sprache so schlecht, dass er dem Unterricht nicht folgen kann und separate Deutschförderkurse benötigt, obwohl mehr als die Hälfte davon in Österreich geboren wurden und ein Viertel sogar zwei Jahre einen Kindergarten besucht hat. Die Folge davon sind Jugendliche, die nach Abschluss der Pflichtschulzeit keine ausreichenden Sprach- und Rechenkenntnisse haben, um einen Lehrplatz oder einen Job zu finden und deren dritter 'Bildungsweg' zum AMS führt.

Ursache 3: Arbeitslose
Es ist verständlich, dass Menschen die keiner geregelten Arbeit nachgehen und auf Unterstützungen des Sozialstaates angewiesen sind, zu den ärmsten der Gesellschaft gehören. Die Ursachen dafür sind aber sehr unterschiedlich. Manche haben z.B. infolge einer Insolvenz ihres Dienstgebers den Arbeitsplatz verloren und würden gerne eine neue Stelle annehmen, was aber umso schwieriger ist, je älter sie sind. Obwohl das gesetzliche Pensionsalter bei 65 Jahren liegt, haben es über 50-jährige bei der Jobsuche besonders schwer und werden oft unfreiwillig zu Langzeitarbeitslosen. Andere haben keinerlei Qualifikation (siehe Ursache 2) oder einfach keine Lust mehr, sich in ihrem erlernten Beruf die Hände schmutzig zu machen bzw. unangenehme Arbeitszeiten (z.B. in der Gastronomie) in Kauf zu nehmen, obwohl in vielen Branchen dringend Mitarbeiter gesucht werden. Infolge unseres großzügigen Sozialsystems ist es für gar nicht so wenige Menschen bequemer sich in die soziale Hängematte zu legen und die Mindestsicherung zu beziehen, als eine schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen. Noch lukrativer wird dieses Modell durch 'steuerfreie' Nebenjobs. Da die Schwarzarbeit in keiner Statistik aufscheint, gelten diese Steuerhinterzieher offiziell als arm und kommen nicht nur in den Genuss diverser ungerechtfertigter Unterstützungen, sondern erwerben naturgemäß auch nur sehr bescheidene Pensionsansprüche, wodurch die Zahl der (tatsächlich) armen Pensionisten steigt.

Ursache 4: Altersarmut
Laut der Statistik sind ältere Menschen und insbesondere ältere Frauen besonders häufig von Armut betroffen. Das ist kein Wunder. Erstens gibt es aufgrund der unterschiedlichen Lebenserwartung wesentlich mehr ältere Frauen als alte Männer. Zweitens wurden die heutigen Pensionistinnen etwa in der Zeit zwischen 1925 und 1965 geboren, als es noch ganz normal war, dass Ehefrauen den Haushalt führen und die Kinder großziehen. Erst seit 1975 durften Frauen auch ohne Zustimmung des Gatten selbst berufstätig werden. Daher hat der Großteil der Pensionsbezieherinnen nur wenig eigene Versicherungszeiten erworben und lebt hauptsächlich von der Witwenrente, die meist sehr bescheiden ist sofern der Gatte kein hoher Beamter oder dergleichen war. Daraus einen Rückschluss auf die Pensionserwartung der heutigen, zumeist selbst erwerbstätigen Frauen zu ziehen ist somit unzulässig, sofern man von den Zuwanderinnen absieht, die noch nach dem alten Familienkonzept leben und das Haus hüten (müssen).

Ursache 5: Alleinverdiener(innen)
Auch in diesem Bereich ist es sehr wichtig zu differenzieren. Es gibt natürlich Menschen die durch einen Schicksalsschlag (z.B. Krankheit oder Unfall) ihren Partner verloren haben oder Frauen die durch einen Missbrauch schwanger wurden und wenn sie sich um kleine Kinder kümmern müssen höchstens einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen können. Diese haben zweifellos die Unterstützung durch die Gesellschaft notwendig und verdient. Nicht wenige Betroffene sind aber 'Opfer' der modernen Gesellschaftsordnung und ihres eigenen Lebensstils. Die Abwertung der Familie, die freien Sexualität, das Konzept der Unabhängigkeit der Frau und des Zusammenlebens auf Zeit hat zur Folge, dass es meist Frauen sind, die von ihren Partnern im Stich gelassen werden. Würden die Väter auch nach der Trennung angemessen für Frauen und Kinder sorgen, würde sich dadurch die finanzielle Situation der Betroffenen nicht verschlechtern. Aber scheinbar ist es in vielen Fällen leichter die Verantwortung für das Wohl des Kindes der Gesellschaft aufzubürden, statt dafür die Erzeuger, die auch das Vergnügen hatten, in die Pflicht zu nehmen.

Ursache 6: Anspruchsniveau
Ob jemand sich selbst als arm empfindet, hängt sehr stark von der eigenen Einstellung ab. Obwohl ich selbst auch nicht mit goldenen Löffeln geboren wurde, sondern aus einer Arbeiterfamilie stamme, die Mutter Hausfrau war und wir nicht jeden Tag Fleisch zu essen hatten, habe ich mich nicht als arm empfunden. Während meiner ganzen Kindheit und Jugend war ich während der Ferien die meiste Zeit in Wien und habe höchstens ein paar Tage auf Sommerfrische in der Steiermark oder später im Salzburgerland verbracht. Die Maturareise hat mich erstmals ins Ausland geführt. Aber zu den aktuellen Kriterien für Armutsgefährdung, die trotz intensiver Suche im Internet nur schwer zu finden sind, zählen neben einem jährlichen Urlaub unter anderem auch ein eigenes Auto (trotz Umweltschutz?), eine gute Internetverbindung, regelmäßige kostenpflichtige Freizeitaktivitäten und Treffen mit Freunden zum Essen und Trinken. Beim letzten Punkt sind Couleurstudenten zweifellos bevorzugt, weil die Geselligkeit auf der Bude wesentlich günstiger ist als anderswo.

Nur in einem deutschen Bericht zur Armutsgefährung habe ich den nicht unwesentlichen Hinweis gefunden, dass diese Statistik nur beschränkt aussagekräftig ist, weil sie stark von der Auswahl der untersuchten Bereiche sowie von der subjektive Selbsteinschätzung der Befragten abhängt. In der Realität ist es eine Frage der gesetzten Prioritäten wofür man Geld zur Verfügung hat oder eben nicht. Nicht selten sind es gerade die finanziell schlecht gestellten Menschen, die kettenrauchend ihre Sorgen in kleinen Beisln im Alkohol ertränken, anstatt sich mit dem verfügbaren Geld vernünftig zu ernähren oder die Miete zu bezahlen. Obdachlose, die in einer Familienherberge wohnen, besitzen mitunter große Hunde, für deren Futter sie mehr ausgeben als für das Essen der eigenen Kinder. Migranten und deren Nachkommen wohnen oft in sehr beengten räumlichen Verhältnissen und verbringen ihre Freizeit daher meist mit ihresgleichen auf der Straße, aber etliche davon haben große und starke Autos mit denen sie illegale nächtliche Straßenrennen durchführen. Und es gibt auch Menschen, die meist aus südöstlichen Regionen stammen und sich ohne caritative Hilfe keinen Ersatz für kaputte Haushaltsgeräte leisten können, aber deren Familien für ihre Verstorbenen große gruftartige Doppelgräber errichten lassen, während die letzte Ruhestätte vieler Inländer aus Kostengründen oft gar keine Grabsteine, sondern nur mehr einfache Holzkreuze erhalten und viele alte Grabstätten zusehend verfallen, wie man sich bei einem Allerheiligenspaziergang am Zentralfriedhof leicht überzeugen kann.

Umverteilung
Laut einer aktuellen WIFO-Studie haben die mit Steuern und Sozialbeiträgen finanzierten öffentlichen monetären Leistungen schon in den letzten Jahren sehr wesentlich zur Verringerung der Ungleichheit in unserem Land beigetragen. Trotzdem ist die Ausweitung der Umverteilung durch Reichensteuern oder Enteignungen eine beliebte Idee von kommunistischen und sozialistischen Ideologen, die offenbar immer mehr politischen Einfluss gewinnen. Diese Idee ist nicht neu und hat in der Vergangenheit schon so manche Revolutionen oder Kriege ausgelöst. Im Buch 'Zita - Die Wahrheit über Europas letzte Kaiserin' von Tamara Griesser-Pecar findet man dazu eine bemerkenswerte Äußerung der ehemaligen Kaiserin, welche diese im Jahr 1943 in einen Brief an ihren Sohn Erzherzog Otto zum Thema der gleichen und gerechten Aufteilung der Reichtümer an alle Leute getätigt hat: 'Es ist irrsinnig … Am Abend des selben Tages wird der eine seinen Anteil ausgegeben haben und der andere ihn gespart haben. So werden nach 24 Stunden wieder ungleiche Verteilungen der Reichtümer sein.' Sehr wohl hat sich Zita in der kurzen Regierungszeit Kaiser Karls I. gemeinsam mit ihrem Gemahl sozial stark engagiert. Wie wahrscheinlich vielen Lesern bekannt ist wurde von Kaiser Karl mit der Gründung des 'Ministeriums für Volksgesundheit und Soziale Fürsorge' im Jahr 1917 das erste Sozialministerium Europas gegründet. Weniger bekannt ist vielleicht, dass Kaiserin Zita sich sehr für notleidende Kinder und für schwangere Frauen einsetzte und mit Hilfe von Kriegspatenschaften erstmals eine Art Mutterschutz finanzierte, der es hunderttausenden werdenden Müttern erlaubte sich zumindest in den letzten sechs Schwangerschaftswochen zu schonen. Sie sorgte auch dafür, dass Kinder und stillende Mütter bei der Verteilung der raren rationierten Lebensmittel bevorzugt wurden und mehr Milch erhielten, als der Rest der Bevölkerung. Im Hofstaat und beim Militär hat sich das Kaiserpaar unbeliebt gemacht, weil es wegen der allgemeinen Notlage infolge des Krieges nicht nur selbst äußerst bescheiden lebte und auf jeden Luxus verzichtete, sondern auch Privilegien für Aristokraten bei der Lebensmittelverteilung ablehnte und z.B. auch im Offizierskasino nach einem Besuch des Kaisers die Semmeln von der Speisekarte gestrichen wurden.

Vergleicht man den heutigen Lebensstandard von sogenannten armutsgefährdeten Personen und Kindern mit früheren Zeiten oder mit Menschen die heutzutage in Kriegs- oder Krisengebieten leben, müssen Zweifel erlaubt sein. Auch wenn das unglückliche Burger-Zitat unseres Bundes-Karls sicher ein schlechtes Beispiel war, sollte man annehmen, dass eine durchschnittliche Familienbeihilfe von etwa € 200,- pro Monat (inklusive Kindergeld) ausreicht, um ein Kind, das nicht ohnedies in den Genuss von Gratismahlzeiten im Kindergarten oder der Ganztagsschule kommt, ausreichend mit warmen – nach Möglichkeit selbst zubereiteten – Speisen zu versorgen. Ganz nebenbei ist es verwunderlich, dass die Möglichkeit des Fleischkonsums – der von vielen jungen Menschen aus verschiedenen Umweltschutzgründen abgelehnt wird, obwohl gerade Kinder für ihre gesunde Entwicklung auch tierisches Eiweiß benötigen – zu den Kriterium für die Armutsgefährdung zählt.

Öster-Reich!
Es geht aber auch anders, wie erfolgreiche Unternehmer beweisen. Der vor einem Jahr verstorbene Energie-Kracherl-Hersteller oder der österreichisch-kanadische Autobauer sind nur die zwei prominentesten inländischen Beispiele für Menschen, die es – so wie z.B. einige der reichsten, mit Computerprogrammen zu Multimilliardären gewordene Amerikaner – aus eigener Kraft geschafft haben (erfolg-)reich zu sein bzw. zu werden. Ein weiterer österreichischer Multimillionär ist der sogenannte Immo-Punk, der in einem jüngst erschienenen Buch und in gratis Webinaren erklärt, wie (fast) jeder reich werden kann, sofern er oder sie vernünftig lebt und auf Konsumschulden sowie unnötigen Luxus verzichtet. Er selbst hat nach seiner Methode mehr als 200 Anlegerwohnungen erworben und es werden ständig mehr.

Vor dem ersten Weltkrieg lebten in Österreich noch sehr viele Superreiche. Zu dieser Zeit betrug die Einkommensteuer für Reiche lediglich 5% und Vermögenssteuern gab es auch nicht. Damals soll Baron Rothschild der reichste Mann Europas, wenn nicht gar der Welt, gewesen sein. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts schürten die Linken, zu denen auch die Nazis gehörten, den Hass gegen die Reichen, von denen nicht wenige jüdischer Abstammung waren. Was folgte waren die Gräuel des zweiten Weltkrieges. Daher halte ich die gegenwärtigen klassenkämpferischen Parolen gerade in einer Zeit der weltweiten Krisen, welche durch die massenhafte Aufnahme von Menschen mit anderen Moral- und Wertvorstellungen auch nach Österreich importiert werden, für brandgefährlich. Ich hoffe, dass sich die Bevölkerung in Anbetracht der internationalen Probleme unseres allgemeinen Wohlstandes und unserer derzeitigen Sicherheit bewusst wird und die gegenseitigen Anfeindungen eingestellen werden.
Text: DDr.cer. Raffael
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
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zuletzt geändert: 29.10.2023 um 19.28 Uhr